SOZIAL PLANUNG FOKUS 2019Ansprechpartner: Kreis Pinneberg Fachbereich Soziales, Jugend, Schule und Gesundheit Stabsstelle Sozialplanung und Steuerung Kurt-Wagener-Straße 11 25337 Elmshorn www.kreis-pinneberg.de/sozialplanung Katja de Jong Jugendhilfe- und Sozialplanerin T 04121 4502-3394 E k.dejong@kreis-pinneberg.de Christoph Kennerknecht Sozialplaner T 04121 4502-3393 E c.kennerknecht@kreis-pinneberg.de Annelie Oestreich Organisationsassistentin T 04121 4502-1101 E a.oestreich@kreis-pinneberg.de Robert Schwerin Leiter Sozialplanung und Steuerung T 04121 4502-3473 E r.schwerin@kreis-pinneberg.de FOKUS 2019 2 Sie können das Planungsdossier auch im digitalen Format auf Ihrem mobilen iOS-Gerät nutzen. Dort finden Sie auch noch weiterführende Informationen der Sozialplanung. Die App FOKUS PI ist im App Store zum Download erhältlich.Vorwort4–5 Sozialpolitische Zielvorschläge6–7 Sozioökonomische Kontextinformationen 8–9 10–11 12–29 Einwohnerdaten Digitalisierung Finanzdaten Sozialpolitische Handlungsfelder 30–35 36–37 38–39 40–43 44–47 48–49 50–51 52–53 54–55 56–59 60–61 Infrastruktur sozialer Angebote Mobilität Gesundheit Wohnen Bildung Integration Inklusion Ärztliche Versorgung und Pflege Arbeit Armut Leben und Freizeit Handlungsempfehlungen62–75 Organisation sozialer Kooperation und Netzwerkarbeit 76–79 INHALTSVERZEICHNIS 3VORWORT Die Sozialpolitik im Kreis Pinneberg steht vor der Heraus- forderung, die leistungsfähige, soziale Infrastruktur bei weiter- hin steigenden Ausgaben auch für zukünftige Anforderungen auszurichten. Das vorliegende Planungsdossier Sozialplanung Fokus 2019 stellt einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg zur Implementierung einer wirkungsorientierten Steue- rung von Sozialleistungen dar. Als besondere Stärke des kreiseigenen Sozialplanungssystems erweist sich dabei, dass nicht nur die statistischen Daten für Planungsprozesse heran- gezogen werden, sondern auch die Akteure in den Fokus- und Arbeitsgruppen Erkenntnisse zur Lebensrealität der Men- schen im Kreis einbringen. Denn dies ist und bleibt der zen- trale Anspruch einer jeden Sozialplanung: Die soziale Lage der Einwohner*innen zu verbessern und allen möglichst pass- genaue soziale Angebote zur Verfügung zu stellen. Mit den Informationen zu Finanzdaten und den sozial- politischen Handlungsfeldern liefert die Sozialplanung weiterhin einen Gesamtüberblick über die Entwicklungen im sozialen Bereich. Die Informationen und Erkenntnisse wer- den immer weiter ausdifferenziert und auch kleinräumiger dargestellt sowie mit weiteren Daten verknüpft. Dies gilt vor- allem für das Handlungsfeld Infrastruktur sozialer Angebote. Durch die Verbindung von Daten und regionalen Bezügen ergibt sich ein immer konkreteres Bild der sozialen Lagen innerhalb des Kreises und möglicher regionaler Unterschiede. All dies bietet eine gute Grundlage für einen regelhaften dia- logischen Prozess zur Ausrichtung der künftigen Sozialpolitik im Kreis Pinneberg. Einen wesentlichen Beitrag zur Sozialpolitik leisten auch die kreisangehörigen Städte und Gemeinden. Diese kennen die Bedingungen vor Ort, die im Zusammenspiel mit den beim Kreis gebündelten Daten ein umfassendes Bild ergeben. Mit den Städten Elmshorn und Wedel wurden erste Kooperations- gespräche zur Bildung von Quartieren und zur Nutzung von Sozialdaten geführt. Erst damit wird eine kleinräumigere Betrachtung schrittweise möglich, um zu erkennen, wo Möglichkeiten der Bündelung oder Umsteuerung von Ressour- cen liegen. Weiterhin ergeben sich durch die Kooperationen verbesserte Möglichkeiten, die soziale Infrastruktur vor Ort gemeinsam zu gestalten und Doppelstrukturen zu vermeiden. Mit der neu konzeptionierten Sozialformel im Handlungs- feld Armut gibt die Sozialplanung durch die Zusammenfassung einer Reihe von Indikatoren erstmals Hinweise auf die generelle soziale Lage und unterschiedliche Bedarfe in den kommunalen Betrachtungsräumen. Mit spezifischen Datenauswertungen zu einzelnen Maßnahmen werden Bezüge zu deren Wirksamkeit hergestellt (s. Seite 30-35). Ebenso ergeben sich Ansatzpunkte, die Angebote noch bedarfsgerechter und besser abgestimmt auf weitere vorhandene Leistungen zu gestalten. Nachdem der Schwerpunkt 2018 auf der Gliederung nach kommunalen Betrachtungsräumen und ersten kleinräumigen Auswertungen lag, sind diese mittlerweile integrativer Bestandteil der sozialpolitischen Handlungsfelder. In diesem Jahr hat die Sozialplanung vor allem die Automatisierung und Erschließung weiterer Datenquellen vorangetrieben und damit zusätzliches Wissen bereitgestellt. Zur Gestaltung der digitalen Transformation sind vorhandene technische Lösun- gen weiterentwickelt und miteinander verknüpft worden. Der diesjährige Fokus liegt erstmals auch in einer digitalen Ver- sion vor (weitere Ausführungen hierzu im Kapitel Digitali- sierung auf Seite 10). Als erster Schwerpunkt für die nächsten zwölf Monate ist eine weitere Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Städten vorgesehen. Die Idee besteht darin, eine kleinräumigere Glie- derung in Form von Quartieren vorzunehmen, die dann noch genauere Analysen der sozialen Lage vor Ort ermöglicht. Ein weiterer Schwerpunkt wird die stärkere Kooperation mit der Wissenschaft sein, z. B. über Projekte mit Studierenden. Mit dem Austausch zwischen Theorie und Praxis werden beide Seiten ihre fachliche Expertise ausbauen. Partizipation und die Nutzung des Erfahrungswissens aller Akteur*innen für gemeinsame Bewertungsprozesse bleibt auch mit der Digita- lisierung die Grundlage der Arbeit in der Sozialplanung. Im vergangenen Jahr hat sich die Sozialplanung weiter über- regional vernetzt. Das gemeinsam entwickelte Verfahren im Kreis erhält inzwischen bundesweit erhöhte Aufmerksamkeit, was auch zahlreiche Besuche und Anfragen von Kommunen aus Schleswig-Holstein und anderen Bundesländern in den vergangenen Monaten belegen. Elemente aus unserem System der Sozialplanung werden in der im Herbst erscheinenden Veröffentlichung „Integrierte Sozialplanung in Landkreisen und Kommunen. Ein Handbuch“, herausgegeben von Nutz & Schubert in Zusammenarbeit mit der Technischen Hoch- schule Köln, als Best Practice Beispiel dargestellt. Auch im Land Schleswig-Holstein wird das Prinzip der Integrierten Sozial- planung verstärkt diskutiert. Immer mehr Kreise und Kommunen machen sich hier auf den Weg. Der Landesjugendhilfeausschuss nimmt zur Zeit verstärkt Einblick in die Jugendhilfeplanung der Städte und Kreise und hatte den Kreis Pinneberg stellvertretend für die Kreise zu einer Präsentation eingeladen. Zudem hat der Landkreistag den neuen Arbeitskreis Integrierte Sozialplanung gebildet, den der Kreis aktiv mitgestaltet. Die Sozialplanung wird auch im nächsten Jahr ihren Anspruch, die Lebensbedingungen der Menschen im Kreis zu verbessern, als ihr zentrales Leitmotiv beibehalten. Den mehr als hundert Beteiligten des Sozialplanungsprozesses gilt hierbei ein besonderer Dank; sie bilden das zentrale Ele- ment des Systems. 4 FOKUS 2019 / VORWORT5SOZIALPOLITISCHE ZIELVORSCHLÄGE Der vorliegende Bericht „Sozialplanung Fokus 2019“ bün- delt sämtliche Informationen und Erkenntnisse aus der Analyse sozioökonomischer Daten, aus den Anregungen diverser Fokusgruppen und der Steuerungsgruppe Sozial- planung sowie aus politischen Beschlüssen zur Sozialpolitik des Kreises. Auf dieser breiten Basis empfiehlt die Sozialplanung zusammenfassend, die künftige Sozialpolitik vorrangig an den nachfolgenden sozialpolitischen Zielvorschlägen zu orientieren. Sie verstehen sich als Diskussionsgrundlage und geben Anstöße für die strategische Weiterentwicklung im Kreis Pinneberg. Für Haushalte mit einem Nettoeinkommen unter 2.000 Euro ist bezahlbarer Wohnraum zum Preis von unter 7 Euro Warmmiete pro qm notwendig, um zusätzliche soziale Transferaufwendungen für die Kommunen und den Kreis (Wohngeld, Grund- sicherung etc.) zu vermeiden. Steigende Preise bei Neuvermietungen und Grundstücks- preisen zeugen von der hohen Attraktivität des Kreises als Wohn- und Lebensort. Allerdings ist es bei steigenden Bevölkerungszahlen für immer mehr Bevölkerungsgruppen zunehmend schwieriger, geeigneten und finanzierbaren Wohnraum zu finden. Deutschlandweit müssen viele Haus- halte bereits mehr als 30 % ihres Nettohaushaltseinkommens für Wohnkosten aufwenden. Höhere Transferaufwendungen sind die Folge, wobei im Kreis Pinneberg im Landesvergleich schon jetzt hohe durchschnittliche Wohngeldzahlungen geleistet werden. Im Sinne einer ausgewogenen Sozialpolitik empfiehlt die Sozialplanung, dass der Kreis und die Kommu- nen geeignete Maßnahmen ergreifen, mit denen bezahlbarer Wohnraum für breite Bevölkerungsgruppen ermöglicht wird. Impulse hierzu liefert die neue Fokusgruppe Wohnen. Um allen Beteiligten in der Sozialpolitik schnell gut aufbereitete Daten und Informationen verfügbar zu machen, sind neue Formen zur Vermittlung im Rah- men der digitalen Transformation zu verwenden. Daten und Informationen sind die „bedeutendste Wäh- rung“ der Sozialplanung; Digitalisierung meint in die- sem Zusammenhang die Verknüpfung von Daten aus ver- schiedenen Quellen und die Transformation in verschiedene digital verfügbare Informationskanäle. Mit dem neuen Hilfe- portal werden die Angebote sozialer Dienstleistungen im Kreis wohnortnah transparent. Bürger*innen finden einfach sowie schneller passende Angebote und ihre Bedarfe können damit noch effizienter befriedigt werden. Durch die Ver- knüpfung mit dem Geoportal des Kreises wird die Angebots- landschaft gleichzeitig ortsbezogen für alle Beteiligten der Sozialpolitik transparent. Dies schafft Mehrwerte auf allen Seiten: für Bürger*innen, Anbieter*innen und das System der Sozialplanung. Durch diese digitale Verknüpfung von georeferenzierten Daten aus dem Sozialmonitoring auf der Nachfrageseite und den entsprechenden Informationen des neuen Hilfeportals auf der Angebotsseite stehen zukünftig Daten mit einem höheren Informationsgrad zur Verfügung, die eine evidenzbasierte Entscheidungsfindung in der Sozial- politik ermöglichen. Nähere Ausführungen hierzu finden Sie im Kapitel Digitalisierung. Für eine bedarfsgerechte und gut aufeinander abgestimmte Angebotsstruktur müssen der Kreis und die Kommunen in einem partnerschaftlichen Dialog gemeinsam Quartiere gestalten. Mit einer Kooperation zwischen den Kommunen und dem Kreis im Rahmen der integrierten Sozialplanung werden die Infrastruktur sozialer Angebote in den Quartieren und damit die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort noch bedarfs- gerechter ausgestaltet. Die interkommunale Kooperation kann einerseits doppelte Finanzierungs- und Angebots- strukturen vermeiden und andererseits eine gezielte klein- räumige Steuerung für das Vorhalten passgenauer Angebote im Sozialbereich entwickeln und sicherstellen. Durch den partnerschaftlichen Dialog und den gegenseitigen Austausch von Daten im Sozialbereich werden die Möglichkeiten, Mittel zu bündeln und gezielt einzusetzen, gemeinsam erarbeitet. Hierfür sind gemeinsam passende Quartiere zuzuschneiden, um dann besondere Problemlagen und Bedarfe kleinräumig sichtbar zu machen und gemeinsam Lösungen für soziale Fragestellungen zu erarbeiten. Die Kooperation muss auf allen Ebenen unterstützt werden. Kinderschutz muss in allen Arbeitsbereichen, die im Kontakt mit Kindern und Jugendlichen stehen, durch geeignete Maßnahmen sichergestellt sein. Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen im Kreis wächst durch Zuzüge und zunehmende Geburtenzahlen. Die Anzahl der Meldungen des Verdachts auf mögliche Kindes- wohlgefährdungen steigt seit Jahren kontinuierlich an. Die Beratungs- und Unterstützungsleistungen in Kinderschutz- fällen verursachen einen bedeutsamen finanziellen Aufwand. Gesetzlich ist der Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung in der Kinder- und Jugendhilfe im SGB VIII verankert. Als gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist ein wirksamer Kinder- schutz in allen Arbeitsbereichen, z. B. auch in der Ein- gliederungshilfe, in Beratungseinrichtungen, Schulen oder 6 FOKUS 2019 / SOZIALPOLITISCHE ZIELVORSCHLÄGE 6im Gesundheitswesen sicherzustellen. Am besten wird die- ser neben Öffentlichkeitsarbeit und Qualifizierungsmaß- nahmen sichergestellt, indem die Träger und die in den einzelnen Arbeitsbereichen Verantwortlichen ein mit den Mitarbeitenden abgestimmtes Kinderschutzkonzept ent- wickeln und vorhalten. Die Sozialplanung empfiehlt, dass der Kreis entsprechende Prozesse unterstützt und fördert. Der Öffentliche Personennahverkehr ist bis 2025 für größer werdende Nutzergruppen mit besonderen Anforderungen leistungsfähiger auszugestalten. Dies betrifft die Aspekte Erreichbarkeit, Barrierefreiheit und Anschlussfähigkeit. Mit der steigenden Zahl an Einwohner*innen und Pend- ler*innen werden in den nächsten Jahren auch die Verkehrs- ströme weiter zunehmen. Der öffentliche Nahverkehr muss in diesem Kontext einen entscheidenden Beitrag leisten, damit die Verkehrsinfrastruktur auch mit diesen steigenden Anforderungen zurechtkommt. Besonders für die steigende Zahl an Nutzern und Benutzergruppen wie Menschen mit Behinderungen, Kinder und Jugendliche im ländlichen Raum sowie ältere Menschen sind die Anschlussfähigkeit, Barriere- freiheit und Erreichbarkeit sicherzustellen, um soziale Teil- habe zu ermöglichen. Dies schließt auch die Prüfung von neuen Mobilitätsmodellen oder Lösungen im Rahmen von Elektromobilität mit ein. Dem Fachkräftemangel ist kooperativ mit allen Part- nern entgegenzuwirken, da ab ca. 2025 in allen sozia- len Bereichen Fachkräfte nicht mehr in der benötigten Anzahl auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sind. Bereits heute ist es für Anbieter sozialer Dienstleistungen und auch für die Kreisverwaltung zunehmend schwieriger, in eini- gen sozialen Berufen geeignetes Fachpersonal zu finden. Dies wird sich mit dem zunehmend einsetzenden demographischen Wandel ab der Mitte des nächsten Jahrzehnts noch deutlich verstärken, wenn vermehrt Fachkräfte in das Rentenalter übertreten und der zu erwartende Nachwuchs dies mengen- mäßig nicht mehr kompensieren kann. Gemeinsam mit allen Partnern im Sozialbereich ist der Standort Kreis Pinneberg als Wohn- und Arbeitsort für Fachkräfte attraktiv zu halten und Personen sind entsprechend aus- und weiterzubilden, z. B. im Rahmen der Regionalen Fortbildungskooperative. Aktuell sind vorrangig Beratungs- und ambulante Pflegeangebote zu stärken und weiterzuentwickeln, da aufgrund der demografischen Entwicklung ab ca. 2030 weitere stationäre Plätze benötigt werden. Mit der zunehmenden Anzahl an älteren Menschen im Kreis Pinneberg und dem medizinischen Fortschritt steigt auch der Bedarf an Pflege in den nächsten 15 Jahren deutlich an. Dem Wunsch der Mehrheit der Bevölkerung, möglichst lange im eigenen bezahlbaren Wohnraum oder Haus und Umfeld zu leben, ist hierbei besonders Rechnung zu tragen. Hierzu bedarf es einer Stärkung der ambulanten und familiären Pflege- angebote im Kreis. Im ambulanten Bereich ist heute bereits ein Fachkräftemangel deutlich zu verzeichnen. Neue Lösungs- ansätze sind zu erarbeiten, um die Bedarfe zukünftig decken zu können. Auch im Bereich der stationären Pflege werden im übernächsten Jahrzehnt verstärkt Bedarfe entstehen. Die von Fokusgruppen und ergänzenden Arbeitsstrukturen im vergangenen Jahr erarbeiteten Handlungsempfehlungen (siehe ab Seite 62) folgen bereits im Wesentlichen diesen sozialpolitischen Zielvorschlägen und verstehen sich als aus- formulierte Anregungen für die Diskussionen in den politi- schen Gremien. Handlungsempfehlungen 2019 • Präventive Angebote zielgenau einsetzen • Rechtskreisübergreifende Wirkungsmessung und -analyse • Kooperation für sozialräumliche Analysen und sozialräumliches Arbeiten • Beratungs- und ambulante Angebote im Bereich Pflege stärken und ausbauen • Erweiterung Praktikumsbörse Westküste um in- klusive Angebote • Niedrigschwellige Kurse zur Elternbildung für Neuzugewanderte 7SOZIOÖKONOMISCHE KONTEXTINFORMATIONEN Einwohnerdaten Der Kreis Pinneberg schließt im südlichen Teil direkt an die Hansestadt Hamburg an und gehört damit zum Zent- rum der Metropolregion Hamburg. Den zunehmenden Ver- schränkungen und Verknüpfungen der Lebenswirklichkeiten der Menschen in diesem Lebensraum wird durch vielfältige projektorientierte Kooperationen, u.a. in den Bereichen Mobilität, Wohnen, Bildung, Technologie, Wissenschaft, Wirt- schaft und Kultur Rechnung getragen. Stellvertretend kön- nen hier die Projekte „Umgestaltung Bahnhofsumfeld“ oder „Radschnellweg“ genannt werden, die veränderten Mobilitäts- anforderungen über administrative Grenzen hinaus gerecht werden sollen. Die räumliche Nähe zu einer der zentralen deutschen Metropolen führt zu einer Reihe von Besonder- heiten, die den Kreis Pinneberg von anderen Kreisen im Land unterscheiden und im Folgenden noch erläutert werden. Die Bevölkerung im Kreis Pinneberg nimmt weiter zu, auch wenn das dynamische Wachstum im Vergleich zu den beiden Vorjahren zurückgegangen ist. Insgesamt wohnen Ende 2017 etwa 312.660 Personen im Kreisgebiet, womit sich die Zahl im Vergleich zu 2016 um weitere 2.000 Personen erhöht hat. Auch die ersten Zahlentrends für 2018 deuten darauf hin, dass sich die Bevölkerung weiter vergrößern wird. Die offizielle Bevölkerungszahl im Kreis Pinneberg hat damit einen neuen Höchststand erreicht und der Kreis bleibt die Kommune mit den meisten Einwohner*innen aller Kreise und kreisfreien Städte in Schleswig-Holstein. Das Bevölkerungswachstum resultiert aus dem Zuzug in das Kreisgebiet; alle kommu- nalen Betrachtungsräume, mit der Ausnahme von Helgo- land, konnten, wie schon in den vergangenen Jahren, einen Zuwachs verzeichnen. Besonders hohe prozentuale Zuwachs- raten gibt es weiterhin im Raum Tornesch / Uetersen, hier im Speziellen in der Stadt Tornesch. Insgesamt lässt sich fest- stellen, dass besonders die Städte und großen Gemeinden vom Bevölkerungswachstum profitieren. Die Bevölkerungsdichte steigt auf 471 Personen pro Quadrat- kilometer (PpQ) und weist damit weiterhin den höchsten Wert aller schleswig-holsteinischen Kreise auf. Zum Vergleich sei angeführt, dass die Werte in Nordfriesland und Ostholstein bei stabilen 79 PpQ bzw. 144 PpQ und bei den Städten über 1.000 PpQ liegen (Statistikamt Nord 2017). Die besondere Rolle des Kreises Pinneberg in Schleswig-Hol- stein als Kreis mit einer sich weiter verstärkenden städtischen Prägung wird immer deutlicher sichtbar. In der politischen Steuerung besteht damit die doppelte Herausforderung darin, zeitgleich sowohl passende Strukturen für den ländlichen als auch für den städtischen Raum zu entwickeln und umzusetzen. Das Bevölkerungswachstum ist weiter durch Zuzug geprägt. In allen Altersgruppen konnte der Kreis Zuwächse verzeichnen, besonders deutlich bleibt der Zuzug von Familien. Insgesamt sind sowohl Zu- als auch Fortzüge rückläufig, damit hat sich der generell steigende Trend der vergangenen Jahre nicht weiter fortgesetzt. Der Austausch der Bevölkerung hat sich etwas abgeschwächt. Die Sterbefälle pro Jahr haben sich auf 3.536 Personen erhöht. Die Zahl liegt damit um etwa 500 Per- sonen pro Jahr höher als noch Anfang der 2000er. Die Zahl der Sterbefälle übersteigt weiterhin die Zahl der Geburten im Kreis; nach einer neuen Rekordzahl der Geburten im vergangenen Jahr konnte diese 2017 mit 2.857 geborenen Kindern nicht übertroffen werden. Im Trend bleibt die Ent- wicklung allerdings positiv (Statistikamt Nord 2017). Quelle: Statistikamt Nord FORTZÜGE ÜBER DIE KREISGRENZEZUZÜGE ÜBER DIE KREISGRENZEJAHRWANDERUNGSGEWINNE 13.915201716.571 15.418 2016 19.286 13.933 2015 17.958 13.183 2014 16.492 12.823 2013 15.773 12.443 2012 14.717 + 2.656 + 3.868 + 4.025 + 3.309 + 2.950 + 2.274 8 FOKUS 2019 / SOZIOÖKONOMISCHE KONTEXTINFORMATIONENDas Durchschnittsalter im Kreis hat sich leicht um 0,1 auf 44,8 Jahre erhöht. Die identische Erhöhung findet sich auch im Land und Bund. Das Durchschnittsalter in Deutschland liegt bei 44,4 Jahren, in Schleswig-Holstein bei 45,1 Jahren; womit der Kreis Pinneberg leicht über dem Bundesschnitt und etwas unter dem Landesschnitt liegt. Das Verhältnis von Kindern und Jugendlichen zu arbeitenden Erwachsenen bleibt weiter- hin bei 325 Kindern und Jugendlichen zu 1.000 Personen im arbeitsfähigen Alter (Jugendquotient). Die Werte liegen damit fast unverändert auf dem Niveau von 2012 (Statistikamt Nord 2017). Auf 1.000 arbeitende Personen kommen weiterhin 376 Senior*innen (Altenquotient), dieser Wert bleibt damit sta- bil (Statistikamt Nord 2017). Die Entwicklung zur altern- den Gesellschaft zeigt sich im Kreis Pinneberg auch in der Zunahme der Personen zwischen 50 und 64 Jahren und der Abnahme der Personen zwischen 30 und 49 Jahren. Dieser Trend hat sich schon in den vergangenen Jahren so gezeigt, damit wird in den nächsten 15 Jahren eine beträchtliche Anzahl von erfahrenen Personen aus dem Arbeitsmarkt aus- scheiden und die Anzahl von Personen über 65 Jahren wird zunehmen. Dies verdeutlicht auch die kleinräumige Prog- nose für 2030, die grundsätzlich von einer insgesamt höheren Bevölkerung in allen Altersgruppen ausgeht (Gertz Gutsche Rümenapp 2017). Auch wenn sich der demographische Wan- del aufgrund des Zuzugs von Familien im Kreis Pinneberg wohl in abgeschwächter Form vollziehen wird, sind für das nächste Jahrzehnt entsprechende Vorkehrungen zu treffen. PROZENTUALES WACHSTUM DER BEVÖLKERUNG Quelle: Statistikamt Nord Pinneberg Wedel Uetersen Tornesch Barmstedt Elmshorn Quickborn +0,22 +1,02 +0,27 -8,18 +0,73 +1,13 +0,53 Helgoland Kreisdurchschnitt +0,64 % ALTERSENTWICKLUNG Quelle: Statistikamt Nord ÄNDERUNG SEIT 2016 ALTER 2017 %TOTAL Junge Erwachsene 30–49 Ältere Erwachsene 50–64 Senioren 65+ Berufsanfänger 25–29 in Ausbildung 18–24 in der Schule 6–17 vor der Schule 0–5 5,2 % 25,4 % 23,1 % 22,1 % 7,2 % 11,5 % 5,5 % 16.356 79.509 72.115 69.068 22.414 35.936 17.264 -1.395 2.349 29 123 421 49 433 9Next >