SOZIAL PLANUNG FOKUS 2024Sie können das Planungsdossier auch im digitalen Format auf Ihrem iPad oder Android Tablet nutzen. Dort finden Sie noch weiterführende Informationen zur Integrierten Sozialplanung. Die App FOKUS PI ist im App Store und bei Google Play zum Download erhältlich. Alle Inhalte sind unter fokus.kreis-pinneberg.de auch als Website verfügbar. Kreis Pinneberg Fachbereich Familie, Teilhabe und Soziales Stabsstelle Sozialplanung und Steuerung Kurt-Wagener-Straße 11 25337 Elmshorn sozialplanung@kreis-pinneberg.de Ansprechpersonen Katja de Jong Jugendhilfe- und Sozialplanerin T 04121 4502-3394 E k.dejong@kreis-pinneberg.de Christoph Kennerknecht Sozialplaner T 04121 4502-3393 E c.kennerknecht@kreis-pinneberg.de Haiko Schönfeld Leiter Sozialplanung und Steuerung T 04121 4502-3473 E h.schoenfeld@kreis-pinneberg.de 2 FOKUS 2024INHALTSVERZEICHNIS 3 Vorwort4 Sozialpolitische Zielvorschläge 6 Finanzpolitische Herausforderungen in der Sozialpolitik 10 Sozioökonomische Kontextinformationen 13Demographie & Finanzen in der App und auf der Website Sozialpolitische Handlungsfelder 14 14 15 15 15 16 16 17 17 17 Infrastruktur sozialer Angebote Mobilität Gesundheitsversorgung und Pflege Wohnen Zuwanderung und Integration Bildung Inklusion Arbeit Armut Soziales Leben und Freizeit Detailinformationen in der App und auf der Website Handlungsempfehlungen18Aktuelle & bisherige Empfehlungen in der App und auf der Website Netzwerk Sozialplanung20VORWORT Mit dem Fokusbericht geben wir Ihnen auch in diesem Jahr einen Gesamtüberblick über die soziale Lage im Kreis Pinneberg und beschreiben aktuelle Entwicklungen in den zehn sozialpolitischen Handlungsfeldern. In Zeiten anhaltender Krisen sind die sozialpolitischen Akteure vor allem im Hinblick auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt besonders herausgefordert. Menschen, die Unterstützung benötigen, dürfen von der Kreisverwaltung und ihren Kooperationspartnern ein bedarfsgerechtes Leistungsangebot erwarten, gleichzeitig gilt es, die soziale Infrastruktur vor dem Hintergrund der Fachkräfte- problematik abzusichern und zu erhalten. Hinzu kommt die finanziell angespannte und sich in den nächsten beiden Jahren prognostiziert verschlechternde Haushaltssituation des Kreises. Welche Anpassungs- optionen sich aus den veränderten Rahmenbedingungen für die Sozialplanung ergeben, haben wir in einem Sonder- kapitel „Aktuelle finanzpolitische Herausforderungen“ noch einmal separat beleuchtet. Die Fokusgruppen bzw. ergänzenden Arbeitsstrukturen im Netzwerk Sozialplanung haben in diesem Jahr ins- gesamt sechs Handlungsempfehlungen als Impulse und Anregungen zum politischen Diskurs erarbeitet. Bis zum Beginn der politischen Beratungen des Doppelhaushalts 2025/26 im Herbst werden diese gemeinsam mit dem Sozialcontrolling noch um weitere Informationen zu mög- lichen Finanzierungsoptionen bzw. zur Gegenfinanzierung ergänzt. Aus dem Netzwerk der Sozialplanung werden keine Handlungsempfehlungen ohne Informationen zu kritisch geprüften Deckungsvorschlägen vorgelegt. Die- ses Vorgehen berücksichtigt die in der Funktionsweise der Sozialplanung verankerten Prinzipien der Partizipation und Einbeziehung verschiedener Perspektiven. Im Sinne eines lernenden Systems kann Sozialplanung dazu beitragen, Haushaltskonsolidierung nicht nur als Restriktion, sondern auch als wichtigen Beitrag zur Generationengerechtigkeit zu verstehen. Auch in Zukunft werden sich die Rahmenbedingungen immer wieder verändern und flexible Anpassungen inner- halb unserer Planungsprozesse erfordern. Dabei wird sich das System der Integrierten Sozialplanung des Kreises, wie bereits in der Evaluation festgestellt, weiterhin als funktio- nales und agiles System erweisen. Auf Vorschlag der Sozialplanungskonferenz wurde auch die Struktur des Systems weiterentwickelt. Die bisherigen Handlungsfelder „Gesundheit“ und „Ärztliche Versorgung und Pflege“ wurden zusammengelegt und die Bezeichnungen der Handlungsfelder „Integration“ und „Leben und Freizeit“ wurden angepasst. Anstelle einer Priorisierung betrachtet die Steuerungsgruppe Sozialplanung die Handlungsfelder künftig jährlich und unterbreitet einen Vorschlag zur Schwerpunktsetzung für das kommende Jahr als Empfehlung an die Verwaltung. Noch ein weiterer Wunsch wurde umgesetzt: Alle Informationen der Integrierten Sozialplanung stehen nun zusätzlich auch auf der Webseite fokus.kreis-pinneberg.de zur Verfügung. Für den bisherigen, immer sehr lebendigen sozialpolitischen Austausch und Ihre zahlreichen Impulse zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen im Kreis bedanke ich mich ausdrücklich. Viel Vergnügen beim Lesen des in diesem Jahr noch weiter digitalisierten Fokusberichts 2024! Wir sind wieder gespannt auf Ihr Feedback. Heiko Willmann 4 FOKUS 2024VORWORT5SOZIALPOLITISCHE ZIELVORSCHLÄGE 2024 Angesichts der gesamtgesellschaftlichen Heraus- forderungen, u.a. durch zunehmende gewaltsame Konflikte und den Klimawandel, werden sich die finanziellen Handlungsspielräume in den sozial- politischen Handlungsfeldern perspektivisch ver- ringern. Sozialpolitik muss auch vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltssituation mehr denn je das Ziel verfolgen, knapper werdende Mittel effektiven Programmen und Maßnahmen zuzuführen. Eine Grundvoraussetzung dafür sind solide Daten- grundlagen. Sämtliche im Rahmen des Sozial- monitorings verfügbaren Informationen wurden analysiert, mit den umfangreichen Informationen aus dem Netzwerk der Sozialplanung abgeglichen und die in einer Gesamtschau daraus gewonnenen Erkennt- nisse mit der Steuerungsgruppe Sozialplanung diskutiert. Übereinstimmend wird empfohlen, die sozialpolitischen Maßnahmen in den nächsten Jah- ren an den im Folgenden beschriebenen Zielvor- schlägen auszurichten. Diese verstehen sich, neben den erarbeiteten kon- kreten Handlungsempfehlungen, als strategische Orientierung und Impulse für den politischen Dis- kurs über notwendige Programme und Maßnahmen und eine zielgenauere Allokation von Ressourcen im Rahmen der Steuerung der Sozialpolitik. Gene- rell sind diese auch künftig relevant und daher eher langfristig ausgerichtet, aus diesen Gründen ist ein großer Teil bereits in den Vorjahren mit ähnlicher Stoßrichtung formuliert worden. Ergänzt wurde der Zielvorschlag „Zuwanderung und Integration erfolg- reich gestalten“. 6 FOKUS 2024SOZIALPOLITISCHE ZIELVORSCHLÄGE 2024Qualifizierte Fachkräfte für die Region gewinnen und binden Die drängendste Frage der Fachkräftegewinnung und -bindung stellt sich als Querschnittsthema in allen sozial- politischen Handlungsfelder dar. Megatrends wie Wissens- kultur, New Work und Konnektivität prägen unsere Zukunft mittel- bis langfristig. Der in vielen Arbeitsfeldern spür- bare Mangel wirkt sich bereits auf die Verfügbarkeit und Verlässlichkeit von sozialen Angeboten aus. Als Folge des demografischen Wandels steigt der Bevölkerungsanteil an Menschen über 60 Jahren, was zudem eine Anpassung der Angebotslandschaft erfordert. Daneben spielen weitere Faktoren wie z.B. der Wunsch nach besseren Arbeitsbedingungen, Optimierungsbedarfe im Bildungs- und Ausbildungssystem oder die fehlende Anerkennung von ausländischen Abschlüssen eine Rolle. Im Kreis sind bereits zahlreiche Gegensteuerungsmaßnahmen imple- mentiert, im Rahmen der Personalstrategie aber auch spezifisch im Sozialbereich, wie z.B. PiA (praxisintegrierte Ausbildung von Erzieher*innen). Nachhaltig Abhilfe schaf- fen soll ein Fachkräfteimpulskonzept, das konkrete Ins- trumente und Maßnahmen in den Handlungsbereichen Berufsorientierung, Aus- und Weiterbildung, Erhöhung von Arbeitspotenzialen, Bindung von Fachpersonal und Festi- gung der Region Kreis Pinneberg als Marke zur Umsetzung vorschlägt. Hier gilt es, einen entsprechenden Zeitplan vorzulegen, aber auch Lösungen zur Überbrückung der aktuellen Mangelsituation zu finden. Generell sind dazu verstärkt Kooperationen aller Akteure von Verwaltungen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft einzugehen. Auch ist hier eine Verantwortung wirtschaftsnaher Akteure zur Abmilderung des Fachkräftemangels zu betonen. Wohnen als zentrale soziale Frage für gesellschaftliche Teilhabe behandeln Das Wohnen im Kreis mit seinen teilweise urbanen Struk- turen und dem geographischen Phänomen der Suburbani- sierung muss für alle Einwohnenden bezahlbar sein. Vor dem Hintergrund der weiter angespannten Lage durch ansteigende Miet- und Wohnnebenkosten muss Wohnen für alle, aber besonders für benachteiligte Bevölkerungs- gruppen unbedingt sozialverträglich gestaltet werden. Dafür ist neben der kostenträchtigen Sanierung des ver- hältnismäßig alten Bestandes im Kreis ein besonderer Fokus auf den Neubau von Wohnraum, vor allem von sozial gefördertem Wohnraum zu legen. Dies kann durch gezieltere und gemeinsame Planung von Kreis und Kommunen erreicht werden, um Ausgaben für sozial schwächere Gruppen abzudämpfen. Auch die Gründung einer Kommunalen Wohnungsagentur kann ein wichtiger Baustein bei der Vermittlung und Ver- sorgung mit Wohnraum sein. Zudem gilt es weiterhin, Hür- den auf dem Wohnungsmarkt für benachteiligte Gruppen zu beseitigen und Initiativen für Wohnprojekte zu fördern, in denen z.B. Menschen mit Behinderung, Alleinerziehende, Studierende und andere in einer Gemeinschaft leben möchten. Der Kreis selbst hat zwar wenig direkte Ein- flussmöglichkeiten zur Schaffung von Wohnraum, daher gilt es auch immer die gemeinsame Verantwortung mit den Kommunen zu betonen und nach kooperativen Lösungen zu suchen. Denn Erfolge werden sich auf dem Wohnungs- markt erst mittel- bis langfristig einstellen. Zuwanderung und Integration erfolgreich gestalten In einer globalisierten Welt mit weltweiten Verflechtungen nehmen Migrationsbewegungen über Landesgrenzen hinweg zu. Als eine der größten Herausforderungen der Sozialpolitik wird weiterhin das Thema des Umgangs mit Zugewanderten und deren gelingende Integration in das Sozial- und Arbeitsleben beschrieben. Diese ist vor dem Hintergrund des künftigen hohen Fachkräftebedarfs und der Alterung der Gesellschaft besonders relevant. Nicht nur die Fachkräftezuwanderung, sondern auch die Aus- und Weiterbildung zu Fachkräften in Deutschland bieten hier enormes Potential. Als Querschnittsthema ist Integ- ration quasi in allen Handlungsfeldern präsent und soziale Angebote müssen kultursensibel unterbreitet werden. Zen- traler Faktor für eine erfolgreiche Integration und die Ver- meidung sozialer Isolation bleibt der Erwerb der deutschen Sprache. Hierbei gilt es, genügend Dozenten für Deutsch- kurse zu finden und geeignete Rahmenbedingungen der Beschäftigung zu gewährleisten. Die soziale Struktur der Gesellschaft wird vor allem durch Werte und ethnische Vielfalt gestaltet und beeinflusst, dabei können sich unter- schiedliche gesellschaftliche Gruppen einander annähern oder voneinander separieren. Um in verschiedenen Bereichen zielgerichtete Maßnahmen und Unterstützungs- angebote zu installieren und möglichst Konvergenz zu erzeugen, wird ein Integrationsmonitoring aufgebaut und das bisherige Handlungskonzept Integration in einem partizipativen Prozess neu aufgelegt. Der interkulturelle Dialog muss fortlaufend stattfinden, um Abgrenzung, Miss- verständnisse und Konflikte zu vermeiden. 7Gesundheitsversorgung der Bevölkerung lebens- phasenorientiert gewährleisten Mit dem ersten Gesundheitsbericht des Kreises lie- gen erstmals differenzierte Daten zur gesundheitlichen Situation und Versorgung der Bevölkerung vor. Bei der Ausgestaltung notwendiger Veränderungen gilt es, alle Lebensphasen mit ihren spezifischen Anforderungen und eine gute Erreichbarkeit der Angebote im Blick zu behalten. So führt die ungleichmäßige Verteilung im Kreis im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin bei vielen Familien mit besonderen Bedarfslagen dazu, dass Vorsorgeunter- suchungen für Kinder seltener wahrgenommen werden. Mit entsprechenden Auswirkungen, z.B. auf die Sprach- oder kognitive Entwicklung und den späteren Bildungs- erfolg der Kinder, ist zu rechnen. Deshalb sind mögliche Optionen zur Verbesserung der Versorgungssituation, wie z.B. Willkommenslotsen in Geburtsklinken, Schulgesund- heitsfachkräfte oder mehr Möglichkeiten für angestellte Ärztinnen und Ärzte, zu prüfen und auszuschöpfen. Der Gesundheitsbericht enthält zahlreiche Hinweise und Impulse, die im Kontext des Neubaus eines Zentralkranken- hauses im Kreis und der geplanten Krankenhausreform des Bundes beraten werden können. Die erste Kommunale Gesundheitskonferenz 2023 hat sich mit der Gesundheits- situation von Kindern und Jugendlichen beschäftigt, 2024 wird das Thema „Gesund älter werden“ behandelt. Nach- haltig soll die gesundheitliche Versorgung künftig auch durch eine Verstärkung von präventiven Angeboten ver- bessert werden. Zudem sollen ältere Menschen besser an digitale Gesundheitsanwendungen herangeführt werden, da diese das Potenzial zu effektiver Vorsorge, hochwertiger medizinischer Gesundheits- und nachhaltiger Patienten- versorgung beinhalten. Gesellschaftlichen Zusammenhalt durch Sozialraum- orientierung neu beleben Konnektivität gilt als einer der Megatrends, an denen sich die Gestaltung der Zukunft ausrichten wird. Sie beschreibt das Prinzip der Vernetzung auf Basis digitaler Infra- strukturen. Vernetzte Kommunikationstechnologien ver- ändern auch das soziale Zusammenleben und die bisher benötigten Kompetenzen zur gesellschaftlichen Teilhabe grundlegend. Diesem Umstand ist bei der Neugestaltung der gesellschaftlichen Strukturen in den Kommunen vor Ort Rechnung zu tragen. 2024 soll ein grundsätzliches politisches Votum zur Entwicklung eines Konzeptes zur Sozialraumorientierung im Kreis Pinneberg eingeholt wer- den. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Verbesserung der Lebensbedingungen unter Einbeziehung von techno- logischen Aspekten, z.B. bei der Finanzsteuerung oder Analysen der sozialen Lage, nur gelingen kann, wenn gleich- zeitig soziale und kulturelle Aspekte mit bedacht werden. Der Kreis Pinneberg muss hier seine eigene Definition des Begriffs Sozialraum „klären“. Wichtige Gelingensbedin- gungen für die Umsetzung eines Konzeptes zur Sozial- raumorientierung sind die Ziel- und Ressourcendefinition. Weiterhin wichtig sind in jedem Fall vertrauensvolle, trag- fähige Kooperationsbeziehungen mit den Partner*innen, insbesondere den Kommunen und den freien Trägern. Ebenso sollen Ressourcen aktiviert und die Angebote vor Ort partizipativ entwickelt werden. In diesem Kontext hat die Verwaltung bereits den Auftrag erhalten, ein Konzept zur interkommunalen Zusammenarbeit zu erstellen und vorzulegen. Ziel ist es, Aufgaben der sozialen Daseinsvor- sorge in geeigneter Form und gemeinsamer Verantwortung noch effektiver wahrzunehmen. Kritische soziale Infrastruktur verlässlich absichern Durch die Entwicklungen der vergangenen Jahre nimmt das Empfinden für Risiken und Gefahren zu, gleichzeitig werden Unsicherheitsgefühle intensiver wahrgenommen. Dies bedeutet, dass Sicherheitsfragen neu bewertet wer- den. Das Thema Resilienz gewinnt an gesellschaftlicher Relevanz. Auch im sozialen Sektor ist die Funktions- fähigkeit sozialpolitisch relevanter Bereiche bei einem Zusammenbruch der Versorgung (z.B. Hochwasser, Sturmflut, flächendeckender und langanhaltender Strom- ausfall, Cyber-Angriffe auf die digitale Infrastruktur der Verwaltung) besonders zu schützen. Dies betrifft z.B. die Zahlbarmachung von finanziellen Leistungsansprüchen wie Unterhaltsvorschuss oder die vorläufige Unterbringung von Kindern und Jugendlichen, deren Wohl gefährdet ist. Für den Fall des Eintritts derartiger Krisensituationen ist Vorsorge zu treffen, z.B. müssen Bargeldkontingente, Räumlichkeiten, Fahrzeuge und weitere materielle Res- sourcen zuverlässig zur Verfügung stehen. Anbieter sozialer Dienstleistungen müssen im Krisen- fall in der Lage sein, ihre Angebote weiter vorzuhalten und durchzuführen bzw. wie im Fall der Pandemie exis- tenziell abgesichert werden. Dabei sind jeweils auch die Notfallbedarfe von Menschen mit Behinderung einzu- beziehen. Diese Aspekte sollen bei der Anpassung der Katastrophenschutzplanung berücksichtigt werden, z.B. 8 FOKUS 2024SOZIALPOLITISCHE ZIELVORSCHLÄGE 2024durch neue Ansätze wie der Nutzung sozialräumlicher Ressourcen im Bevölkerungsschutz. ÖPNV als Teil der Mobilitätswende bedarfsgerecht aufstellen Mit dem weiteren Anstieg der Bevölkerung und seit der Einführung des Deutschlandtickets nehmen auch die Mobilitätsströme im Kreis weiter zu. Dieser Entwicklung steht eine zum Teil unzureichende und sanierungs- bedürftige Infrastruktur des ÖPNV gegenüber. Im Bereich des Schienenpersonenverkehrs ist aufgrund fehlender finanzieller Mittel faktisch mit Taktverkürzungen in der Metropolregion zu rechnen, von denen die Pendler*innen und perspektivisch auch die wirtschaftliche Entwicklung im Kreis negativ betroffen sein werden. In der Folge gerät damit auch eine bessere Erreichbarkeit ländlich gelegener Orte im Kreis in Gefahr. Die im 5. Regionalen Nahverkehrsplan angestrebte Erhöhung des ÖPNV-Anteils wird dadurch, aber auch durch den Fachkräftemangel beim Fahrpersonal zumindest erschwert. Insgesamt konnte die Attraktivität des Angebots durch den Ausbau von Buslinien und die finan- zielle Entlastung für verschiedene Nutzergruppen erhöht werden. Hier gilt es, weiterhin integrierte und innovative Ideen zur Reduzierung des motorisierten Individualver- kehrs zugunsten von E-Mobilität zu entwickeln und in der Praxis umzusetzen. Digitale Transformation aktiv steuern Mit dem digitalen Wandel und dem Einsatz künstlicher Intelligenz entsteht eine neue „Netzwerkgesellschaft“. Sie gelten als wesentliche Treiber für Innovationen und sollen für die Bürgerinnen und Bürger nutzbar gemacht werden. Bedacht werden muss immer, dass nicht jede Person zu Hause digital arbeiten kann, was parallel ein analoges Vor- gehen erfordert. Durch digitalisierte Prozesse und frei zugängliche umfassende Informationen und Analysen zu sozialen Themen, z.B. über die App FOKUS PI oder die Website fokus.kreis-pinneberg.de, dient Digitalisierung insbesondere auch einer zielgenaueren Allokation von Finanzmitteln. Sie wird auch als soziotechnischer Pro- zess beschrieben, da sie z.B. neue Formen der Kollabo- ration von Akteuren ermöglicht. Über das Fortschreiten der digitalen Transformation, die in der Kreisverwaltung mehr als 200 Einzelthemen umfasst, wird im politi- schen Raum regelmäßig berichtet, für eine intensivere Befassung mit bestimmten Sachverhalten können auch Workshop-Formate durchgeführt werden. Um sämtliche Aspekte zu strukturieren und priorisieren, werden der- zeit „Stoßrichtungen“ erarbeitet und in Form eines „digi- talen Kompasses“ als Grundlage einer Zielvereinbarung mit der Politik vorgelegt. Die Richtlinie Unterstützung von Digitalisierungsprozessen bei Anbietern sozialer Dienst- leistungen wird auch 2024 weiter erfolgreich umgesetzt, ebenso konnten Online-Beratungsangebote erweitert werden und haben sich etabliert. Auch Projektgelder der Bundes- und Landesregierung sind hier zu nutzen. 9Next >