Handlungsempfehlung Schaffung einer Koordinator*innenstelle für die Gruppenangebote für Kinder aus suchtbelasteten Familien bzw. Kinder psychisch kranker ElternBeschreibung der Empfehlung • Im Handlungsfeld Gesundheit wird empfohlen, für die bestehenden Gruppenange- bote für Kinder aus suchtbelasteten Familien bzw. Kinder psychisch kranker Eltern eine Stelle zu schaffen, die zentral Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit und Vernet- zung wahrnimmt. Ausgangslage• Die Zahl von Kindern, die in Familien mit akuten Suchtproblemen aufgrund der Erkrankung eines oder beider Elternteile aufwachsen, wird bundesweit auf 2,5 Millionen geschätzt. Für den Kreis Pinneberg bedeutet dies eine Zahl von 10.000 Kindern und Jugendlichen, die in einer in dieser Form belasteten Familiensituation aufwachsen und die daraus resultierenden Situationen und Probleme zu bewältigen haben. Die Zahl von Kindern, die in Familien mit einem psychisch kranken Elternteil aufwachsen, wird bundesweit auf 3–4 Millionen geschätzt. Für den Kreis Pinneberg bedeutet dies eine Zahl von 15.000 Kindern und Jugendlichen, die in einer in dieser Form belasteten Familiensituation aufwachsen und die daraus resultierenden Situa- tionen und Probleme zu bewältigen haben. • Die Corona-Pandemie hat erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Die vorhandenen Studien beschreiben deutliche Zunahmen bei depressiven und Angstsymptomen, das vermehrte Auftreten von ADHS Störungen und oppositionellen Verhaltensstörungen sowie insbesondere auch einen problematischen Internetkonsum. Einzelne Symptomenkomplexe zeigten sich bei fast 50 % aller Mädchen und Jungen, einzelne Krankheitsbilder wurden bei fast 20 % aller Mädchen und Jungen nachgewiesen. Die Erkrankungsrisiken waren teilweise um mehr als 30% erhöht. Gerade vorbelastete Kinder und Jugendliche, wie sie Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien bzw. Kinder psychisch kranker Eltern darstellen, sind von diesen Auswirkungen in besonderem Maße betroffen. Deshalb ist es wichtig, diese rechtzeitig in die bestehenden Hilfsangebote zu integrieren. • Aktuell existieren im Kreis Pinneberg an 6 Standorten Gruppenangebote für Kinder aus suchtbelasteten Familien und an 4 Standorten Gruppenangebote für Kinder psychisch kranker Eltern. Insgesamt wurden im Jahr 2021 insgesamt 70 Kinder aus suchtbelasteten Familien und 34 Kinder psychisch kranker Eltern betreut. • Die Corona-Pandemie mit den damit verbundenen Kontaktbeschränkungen hat dazu geführt, dass die Zahl der Nutzer*innen zurückgegangen ist, an einzelnen Standorten nur noch individuelle Angebote umgesetzt werden konnten. Hier sind verstärkte Bemühungen im Bereich Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit notwendig, um die Angebote wieder auszulasten. • Bisher waren den Aufgaben der Koordination und Vernetzung keine individuel- len Stellenanteile zugeschrieben. Dies führte dazu, dass bei guter Auslastung der Gruppenangebote die personellen Ressourcen verloren gingen, um diese Aufgaben wahrzunehmen. Dies hatte zur Folge, dass keine neuen Kinder und Jugendliche an das Angebot herangeführt werden konnten. Die Erfahrung zeigt, dass gerade eine Kontinuität im Bereich der Vernetzung notwendig ist, um eine gute Akzeptanz im Sozialraum zu erreichen und neue betroffene Kinder und Jugendliche an die Grup- penangebote heranzuführen. • Es sollen Mittel für eine 0,5 Stelle mit den Aufgaben der Koordination, der Ver- netzung und der Öffentlichkeitsarbeit für die bestehenden Gruppenangebote zur Verfügung gestellt werden. Handlungsempfehlung: Schaffung einer Koordinator*innenstelle für die Gruppenangebote für Kinder aus suchtbelasteten Familien bzw. Kinder psychisch kranker Eltern FOKUS 2022 INFRASTRUKTUR SOZIALER ANGEBOTEZiele/Effekte/Wirkungen• Sicherstellung einer kontinuierlichen Auslastung der bestehenden Gruppenangebote. • Mehr Kinder können das Angebot nutzen. • Bessere Vernetzung der Angebote der bestehenden Gruppenangebote untereinander mit den Schulen, den anderen Angeboten der Jugendhilfe sowie dem Jugendamt und weiteren relevanten Ansprechpartner*innen der öffentlichen Verwaltung. • Insgesamt soll durch frühzeitige Intervention die Notwendigkeit von Hilfen zur Erziehung vermieden werden, ggf. aber auch die Bereitschaft zur Akzeptanz einer notwendigen Hilfe gefördert und in diese vermittelt werden. Hierzu erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Jugend und den Jugendhilfeträgern. • Die zur Verfügung stehenden Ressourcen, die die psychischen Folgen der Corona- Pandemie für Kinder und Jugendliche aus besonders vulnerablen Gruppen mindern können, werden optimal eingesetzt. Mitteleinsatz (jährlich)• Für die einzelnen Gruppenangebote für Kinder aus suchtbelasteten Familien wer- den jeweils 23.568 Euro, insgesamt. 141.408 Euro zur Verfügung gestellt, für die Gruppenangebote für Kinder psychisch kranker Eltern jeweils zwischen 23.408 Euro und 24.138 Euro, insgesamt 75.480,76 Euro Kreis- und 19.485,24 Euro Landesmittel (Stand 2021). Art der Leistung• Freiwillige Leistung Auswirkungen auf Ressourcen • Für die Koordinator*innen-Stelle sind Personal und Sachkosten von ca. 40.000 Euro erforderlich (0,5 Stelle Soz.-Päd. S12, St. 3 zzgl. 20 % Sachkosten). Zielrichtung und Bezug zu den strategischen Zielen • Operative Empfehlung: • Die Handlungsempfehlung leistet einen Beitrag zur nachhaltigen präventiven Ausrichtung des Fachbereichs. Dadurch können aufwändige Einzelfallhilfen ver- mieden bzw. verkürzt werden. Wechselwirkung mit anderen Handlungsfeldern • Handlungsfeld Leben und Freizeit: Die Zielgruppe erhält bessere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. • Handlungsfeld Gesundheit: Das Gruppenangebot fördert die psychische Gesundheit von Kindern aus suchtbelasteten Familien und Kindern psychisch kranker Eltern. Einschätzung der Steuerungsgruppe • Die Handlungsempfehlung wird von 80 % der Mitglieder der Steuerungsgruppe als steuerungsrelevant eingeschätzt. 5 % der Mitglieder haben die Handlungsempfehlung als in hohem Maße steuerungsrelevant eingeschätzt. • Die Handlungsempfehlung wird in das Planungsdossier „Sozialplanung Fokus 2022“ aufgenommen. Entwicklung von• Fachbeirat Sucht, Arbeitskreis Gemeindenahe Psychiatrie • Ansprechperson: Fachdienst Gesundheit, Sozialpsychiatrischer Dienst, Herr Keck T 04121/4502-3368 Verantwortlich für die Umsetzung • Fachdienst Gesundheit, Sozialpsychiatrischer Dienst und Freie Träger FOKUS 2022 INFRASTRUKTUR SOZIALER ANGEBOTENext >