Fokus 2025
Gesundheitsversorgung und Pflege
Deutlich ansteigenden Bedarfen in allen Versorgungsbereichen steht der immer deutlicher spürbare Fachkräftemangel gegenüber. Maßnahmen zur Bewältigung und Beseitigung des Mangels sind weiterhin sehr relevant. Zum Aufbau von Gesundheitskompetenz und zur Vermeidung von Bedarfen sind insbesondere Netzwerke vor Ort und präventive Angebote, z.B. aufsuchende Seniorenarbeit, zu verstärken. Mit der Alterung der Gesellschaft steigt auch der Bedarf an stationären Behandlungen, fast die Hälfte der behandelten Menschen in den Krankenhäusern im Kreisgebiet ist über 65 Jahre.

Wechselwirkungen mit anderen Handlungsfeldern:
3.640
Pflegeplätze
60.900
vollstationäre Behandlungen
10,1 %
Übergewichtigkeit Kinder
95,9 %
Masernimpfquote
Nach dem Leitbild eines modernen Öffentlichen Gesundheitsdienstes arbeitet dieser sozialkompensatorisch, planerisch und gestalterisch, um gesundheitliche Chancengleichheit und bestmögliche Gesundheit für alle zu ermöglichen (Public Health). Als Kernaufgaben werden daher vor allem Gesundheitsförderung und Prävention beschrieben. Um Gesundheitskompetenzen vor allem vulnerabler Gruppen zu entwickeln, sind Maßnahmen in vielen Fach- und Politikbereichen notwendig. Prävention meint gezielte Maßnahmen, um die Krankheitslast in der Bevölkerung zu verringern und hohe Folgekosten zu vermeiden. Trotzdem wenden die Krankenkassen nur einen Bruchteil ihrer Leistungsausgaben für diese Bereiche auf. Hier gilt es auf der Basis von Daten weitere regionale Impulse zu entwickeln und umzusetzen. Mit der Gesundheitsplanung des Kreises sind die erforderlichen Strukturen und Voraussetzungen für die Konzeption neuartiger, sozialraumorientierter Projekte und integrierte kommunale Gesundheitsstrategien geschaffen worden. Thema ist außerdem die Verbesserung des digitalen Reifegrades des ÖGD, z.B. durch Entwicklung und Einführung neuer Fachanwendungen oder die Programmierung von Schnittstellen zur Business Intelligence Software (board). Da Hitze das größte klimawandelbedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland darstellt, ist künftig auch die Erarbeitung eines Hitzeschutzkonzepts in Zusammenarbeit mit der Stabsstelle Klimaschutz relevant.
In der bisher mit Kinderärzten unterversorgten Stadt Elmshorn eröffnet ab Mitte des Jahres eine dritte Praxis. Zur Überbrückung der Mangelsituation hat das Netzwerk Frühe Hilfen das Angebot einer Baby- und Kleinkindsprechstunde entwickelt. Das Konzept wird in abgewandelter Form vom Team Behindertenhilfe des Gesundheitsamtes aufgegriffen und fortgeführt. Obwohl die Versorgung mit Kinderärzten kreisweit bereits über 100 Prozent liegt, entspricht die Anzahl in Elmshorn noch immer nicht dem tatsächlichen Bedarf. Grund dafür ist, dass sich die Kinderärzte vorrangig im direkten Randgebiet zu Hamburg oder in der Nähe von größeren Kliniken mit entsprechender fachärztlicher Abteilung ansiedeln.
Als ein Ergebnis der ersten Kommunalen Gesundheitskonferenz im Kreis im Jahr 2023 wird die Implementierung von Schulgesundheitsfachkräften, die u.a. Präventionsangebote sowie eine gesundheitsförderliche (Lern-)Umgebung mitgestalten, geprüft. Gesundheit wird dabei als Voraussetzung für gelingende Bildungsprozesse betrachtet und kann gesundheitlich bedingte Ungleichheit von Bildungschancen reduzieren. Durch verbesserte Gesundheitskompetenzen, auch bei Eltern und Lehrkräften, können zudem nachweislich Fehlzeiten gesenkt werden. Die Finanzierung könnte über Mittel des Startchancen-Programms der Schule und die Landesrahmenvereinbarung der Krankenkassen erfolgen. Mit weiteren Ergebnissen der Gesundheitskonferenz wurde 2024 der Bericht zur Kinder- und Jugendgesundheit veröffentlicht, der den Aspekt frühzeitiger Programme für eine gesunde Ernährung besonders hervorhebt. Aktuell wird auch über die Weiterentwicklung der Schuleingangsuntersuchungen (SEU) als zentrales Instrument zur Früherkennung von gesundheitlichen, sprachlichen, emotionalen oder sozialen Förderbedarfen von Kindern diskutiert. Diese erfolgen teilweise zu spät vor der Einschulung, um noch wirksame Unterstützungsmaßnahmen durchführen zu können.
Thema der zweiten Kommunalen Gesundheitskonferenz im Oktober 2024 war „Gesund älter werden“. In drei Workshops wurden die Themenfelder „Einsamkeit“, „Ernährung“ und „Bewegung“ diskutiert. Ein Vortrag zum Thema Gesundheitsförderung und ein Bericht vom Netzwerk Norderstedt („NeNo“) rundeten das Programm ab. Diskutiert wurde z.B., dass Hausärzt*innen die Patienten aktiv motivieren können, ihre Krankenkasse um Informationen zu kostenloser Ernährungsberatung zu bitten. Es wurde auf sog. „Herzsprechstunden“ hingewiesen. Dabei werden einsame (ältere) Menschen mit einem Privatrezept an einem Mittwochnachmittag in die Hausarztpraxis bestellt, wo sich Ehrenamtliche Zeit für ein Gespräch nehmen. Teil einer Strategie gegen Einsamkeit ist auch die Durchführung von präventiven Hausbesuchen für Senior*innen. Im Sinne der Daseinsvorsorge und eines „Health-in-all-policies“-Ansatzes sind die Kommunen und der Kreis in der Pflicht, den öffentlichen Raum so zu gestalten, dass auch ältere und alte Menschen sich barrierefrei und zu allen Tages- und Abendzeiten bewegen können. Dazu zählen z.B. eine ausreichende Anzahl öffentlicher Toiletten, Transportangebote jenseits der von älteren Menschen insbesondere am Abend oft gemiedenen öffentlichen Verkehrsmittel sowie frei verfügbare Möglichkeiten zum Ausruhen und zur Bewegung im Freien.
Die Fokusgruppen Arbeitskreis Gemeindenahe Psychiatrie und Fachbeirat Sucht haben im Rahmen der bundesweiten Aktion erstmals erfolgreich eine Woche der Seelischen Gesundheit durchgeführt und u.a. die Angebote im Kreis in Form einer Messe präsentiert. 2025 liegt der Fokus der Aktionswoche auf präventiven und psychosozialen Hilfsangeboten, die Auftaktveranstaltung wird sich mit verschiedenen Wegen aus einer Krise befassen. Die Anbieter psychosozialer Hilfen werden sich in diesem Rahmen als Messe vorstellen. Die diesjährige Kommunale Gesundheitskonferenz des Kreises wird zum Schwerpunkt „Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen“ im November stattfinden. Gerade für diese Gruppe fehlen noch gute Unterstützungsmöglichkeiten im Kreis.
Weitere Themen im Fachbeirat Sucht waren u.a. der Mangel an qualifizierten Fachkräften in den Einrichtungen und die Frage der Kooperation mit Cannabis-Anbauvereinen, die nach dem Gesetz erfolgen soll. Die Kinderschutzfachkraft des Kreises hat über die Verfahrensabläufe zum Thema Kindeswohlgefährdung informiert. Auch Angebote wie das Lotsennetzwerk SH, in dem Lots*innen aus der Suchtselbsthilfe mit den Mitarbeitenden von Einrichtungen der Suchthilfe und angrenzender Hilfebereiche zusammenarbeiten, wurde vorgestellt. Damit soll der Lücke in der Versorgung suchtkranker Menschen und dem „Drehtüreffekt“ zwischen Entgiftung und Therapie entgegengewirkt werden. Besonders bedauert wurde die Entscheidung der politischen Gremien, die gerade eingerichtete Stelle einer Koordinatorin für die Gruppenangebote für Kinder suchtbelasteter Eltern nicht zu verlängern. Es war bereits in kurzer Zeit gelungen, die Nutzung der Angebote zu verbessern und den Kontakt zu den Kooperationspartnern qualitativ und quantitativ zu verbessern.
Die vom Arbeitskreis Gemeindenahe Psychiatrie entwickelte und eingebrachte Handlungsempfehlung zur Bezuschussung von Basisfortbildungen zum Offenen Dialog für Genesungsbegleiter*innen wurde beschlossen und wird umgesetzt. Der Landesverband der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie hat die „Prüfsteine Sozialpsychiatrie Schleswig-Holstein“ vorgestellt, die einen Standard für gute Psychiatrie durch Netzwerkarbeit und gemeinsame Lösungen skizzieren. Da es keinen landesweiten Psychiatrieplan gibt, ist ein systematischer Diskurs, was eine gute Psychiatrie auszeichne, notwendig. Durch Gespräche mit regionalen Arbeitskreisen werden die Prüfsteine weiterentwickelt und um Fachtage ergänzt. Zur Verbesserung der Versorgungsqualität im Kreis wird die Schaffung eines Home Treatment Angebots durch die Psychiatrische Institutsambulanz als sinnvoll angesehen, damit Betroffene nicht in der Klinik aufgenommen werden müssen. Ein Konzept dazu sollte auch die Kooperation mit den bereits im Kreis tätigen aufsuchenden, psychosozialen Diensten beschreiben, da die bestehenden Ressourcen durch ein gemeinsames Agieren bestmöglich eingesetzt werden können. Beim Austausch über die häufig prekäre Wohnsituation von psychisch erkrankten Menschen wurde betont, dass ein frühzeitiger Kontakt mit der Beratungsstelle für Wohnungslose helfen kann, weitere Maßnahmen z.B. über eine gesetzliche Betreuung zu initiieren, um so einen Wohnungsverlust zu vermeiden.
Ziel des Gesunde-Städte-Netzwerks ist, gesundheitsförderliche Strukturen und Prozesse gemeinsam mit relevanten Beteiligten im Kreis zu entwickeln, um gesundheitliche Chancengleichheit für alle Gruppen der Bevölkerung sicherzustellen. Durch die Arbeit im Netzwerk kann der Kreis auf Basis seiner aufgebauten Strukturen bundesweit von bereits umgesetzten „Good Practices“ und Gestaltungsideen profitieren. Der Beitritt wird aktuell noch politisch diskutiert. Durch einen Beschluss würde der Kreis den Willen und die Selbstverpflichtung zur Entwicklung gesamtstrategischer Ansätze zur Gesundheitsförderung und Prävention bekräftigen.
Das vom Gesundheitsministerium seit 2022 geförderte Projekt „Gesundes Helgoland“ zur bedarfsgerechten und zukunftsorientierten medizinischen Versorgung und Gesundheitsförderung für Bewohner und Touristen der Insel wird um ein Jahr bis Ende 2025 verlängert. Um die gewonnenen Erkenntnisse weiter zu nutzen und nachhaltige Verbesserungen für die sektorenübergreifende Zusammenarbeit und gesundheitliche Versorgung auf der Insel zu erzielen, ist zum Abschluss des Projekts eine Konferenz mit Vertreter*innen des Ministeriums, der Kassenärztlichen Vereinigung sowie des Kreises geplant. Dabei sollen übergeordnete Themen wie z.B. Gast-Therapeuten/-Ärzte/-Pflegedienste auf der Insel diskutiert werden. Auch die (Weiter-)Qualifizierung von Fachkräften, die auf der Insel leben, könnte eine Option für Qualitätsverbesserungen sein.
Die Fokusgruppe Altenhilfe und Pflege hat sich u.a. mit dem sozialpsychiatrischen Dienst zu Angeboten für alte Menschen, z.B. bei akuten psychiatrischen Erkrankungen (Psychose o.ä.) ausgetauscht. Mit dem erfolgreich durchgeführten Aktionstag Pflege konnten weitere Personen den Pflegeberuf kennenlernen und Kontakte zu Arbeitgeber*innen herstellen. Daneben fand ein Austausch zur Fachkräftegewinnung aus dem Ausland mit dem Welcome Center Schleswig-Holstein statt und die Fokusgruppe hat mit der Bundesagentur für Arbeit, dem Jobcenter, der Zuwanderungsbehörde und ambulanten Pflegeanbietern weitere Mitglieder gewonnen. Künftig werden Themen wie Innovative Versorgung, SOS Pflegeversorgung als Anlaufstellen, die bei Problemen oder Beschwerden in der Pflege oder in Pflegeeinrichtungen helfen sowie Angehörige und Pflege behandelt.
Vorherrschendes Thema war jedoch die zunehmende Mangelversorgung. Die 2022 befristet eingerichtete Koordinierungsstelle Fachkräftegewinnung Pflege hat wichtige Ansätze zur Verbesserung der andauernd prekären Personalsituation im Bereich der Pflege aufgezeigt und umgesetzt. Um die gewonnenen Erkenntnisse weiter zu nutzen und den Informationsaustausch und die Vernetzung aller Beteiligten auch künftig zu gewährleisten, kann ein Teil der Arbeit in Form des Netzwerk-Projekts MATCH weitergeführt werden. Auf einer ersten Veranstaltung im Mai haben sich bereits neun Anbieter von Pflegeleistungen zur Mitwirkung bereit erklärt. Der Projektträger berät und unterstützt bei der Anwerbung, Integration und dauerhaften Beschäftigung von internationalen Fachkräften. Neben Informationen ist auch die Koordination und Durchführung gemeinsamen Recruitings möglich. Der Kreis könnte das Netzwerk durch seine Kooperation aktiv bewerben und bei Veranstaltungen mitwirken. Über eine mögliche Form und inhaltliche Zusammenarbeit mit dem Netzwerk wird zurzeit noch politisch beraten.
Auch im Bereich der Pflege schreitet die Digitalisierung voran und kann nach anfänglichem Mehraufwand langfristig zu spürbarer Entlastung beitragen. Die Fokusgruppe hat Informationen zu Fördermöglichkeiten für Leistungserbringer zum Thema Digitalisierung erhalten, die bisher noch wenig genutzt werden. Auch die digitalen Kompetenzen der Pflegenden gilt es zu erhöhen. Nach Einführung des elektronischen Rezepts und der elektronischen Patientenakte kann über den Dienst KIM (Kommunikation im Medizinwesen) ein sicherer Informationsaustausch zwischen Ärzten, Apotheken, Kliniken, Therapeuten und Pflegeeinrichtungen erfolgen, sofern die Nutzenden an die Telematik Infrastruktur (TI) angeschlossen sind. Durch die Entwicklung KI-gestützter Dokumentation und Abrechnung kann ein Beitrag zur Berufsgesundheit in der Pflege geleistet werden.
Demographisch bedingt wird die Anzahl der Pflegebedürftigen weiter steigen und der Fachkräftemangel das zentrale Problem der pflegerischen Versorgung darstellen. Auch die Finanzierung der Pflegeleistungen durch die steigenden Bedarfe ist zukünftig noch zu klären. Nähere Erkenntnisse hierzu wird die umfängliche, wissenschaftlich fundierte Pflegebedarfsplanung für den Kreis liefern. Bisher haben vier Universitäten mit den erforderlichen fachlichen Kompetenzen und methodischen Voraussetzungen zur Durchführung des Projekts grundsätzlich Interesse angemeldet. Aktuell wird die Leistungsbeschreibung für eine formale Vergabe und ein neuer Zeitplan für das Gesamtvorhaben erarbeitet.
Ebenso wichtig ist es, Pflegebedarfe zu vermeiden oder zumindest so weit wie möglich hinauszuzögern. Einen bedeutenden Beitrag hierzu leistet die beschlossene Umsetzung des Konzepts präventiver Hausbesuche für Senior*innen (PHB). Nach der Installation einer Projektkoordination werden diese zunächst modellhaft in Uetersen als städtischer und dem Amt Geest und Marsch Südholstein als ländlicher Region umgesetzt. Der Seniorenbeirat in Uetersen wird das Projekt begleiten. Parallel werden Informationen aus bereits laufenden Modellen auf Landes- und Bundesebene als Anregungen für das praktische Vorgehen und eine Evaluation genutzt. Um den pflegerischen Bedarf im Kreis moderat abzusenken, sollten weitere Programme bzw. Angebote der Altenhilfe zur Beratung und Unterstützung älterer Menschen implementiert werden.
- Es liegen die Daten der Schuleingangsuntersuchung 2023/2024 für das Einschulungsjahr 2024 vor, diese liefern zentrale Informationen über den Gesundheitszustand von Kindern im Kreisgebiet
- Im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung werden die Daten noch ausführlicher dargestellt
- Der durchschnittliche Anteil unzureichender Sprachkompetenz, also weniger als 4 auf der 5er-Skala zur Ermittlung, beträgt 19,9 % (-2,1 % ggü. Vj.)
- Emotionale Probleme wurden bei 10,4 % (+0,8 % ggü. Vj.) der Kinder diagnostiziert, bei 11,8 % eine Hyperaktivität (+2,8 % ggü. Vj.); beide Werte sind bei den Jungen deutlich höher als bei den Mädchen
- Die Übergewichtigkeit bei den Einschulungskindern liegt kreisweit bei 10,1 % (+0,5 % ggü. Vj.), der Betrachtungsraum Elmshorn hat mit 13,6 %weiterhin die höchsten Werte (+2,3 % ggü. Vj.) Übergewichtigkeit
- Von den untersuchten Kindern haben 7,2 % eine Einschränkung im Hörvermögen (-1,7 % ggü. Vj.)
- Beim Sehvermögen weisen 14,5 % Einschränkungen auf (-4,0 % ggü. Vj.), die Kinder befinden sich entweder schon in Behandlung oder es wurde ein Besuch beim Augenarzt empfohlen
- Bei Masern sind aufgrund der Impfpflicht für den Kita-Besuch mit 95,9 % weiterhin die höchsten Impfquoten zu verzeichnen (-1,0 % ggü. Vj.), gleich gefolgt von Mumps mit 95,7 % (-1,1 % ggü. Vj.)
- Auch bei Tetanus haben 95,4 % mindestens drei Impfungen, die inzwischen empfohlene vierte Impfung können 86,1 % aufweisen (-5,3 % ggü. Vj.)
- Hinweise über die Gesundheit von Erwachsenen liefern die Diagnosen der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen der gesetzlich Versicherten, allerdings liegen diese nur pro gesetzlicher Krankenkasse separat für ihre Mitglieder vor
- Die Deutsche Angestellten Krankenkasse merkt für 2024 an, dass der Krankenstand leicht rückgängig ist und bei 5,4 % liegt (-0,1 % ggü. Vj.)
- Die Techniker meldet einen ähnlichen Wert für 2024 von 5,3 % (-0,1 % ggü. Vj.)
- Es wird angemerkt, dass die großen Anstiege 2022 und 2023 z.T. auch mit dem neuen elektronischen Meldeverfahren und einer besseren Datenerfassung zu erklären sind
- Die meisten Krankschreibungen gibt es sowohl bei der Deutschen Angestellten Krankenkasse als auch bei Barmer und Techniker weiterhin für Atemwegserkrankungen
- Die längsten Fehlzeiten basieren bei allen drei genannten Krankenkassen inzwischen auf psychischen Erkrankungen, dann folgen Muskel-Skelett-Erkrankungen bzw. Erkrankungen des Kreislaufs in unterschiedlicher Reihenfolge
- Bei allen Kassen gibt es deutliche Zunahmen für Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen, die Techniker nennt einen Steigerungswert von 160 % in den letzten 20 Jahren
- Etwa 17.100 Menschen erhalten Ende 2023 Pflegeleistungen (+1.550 ggü. 2021)
- Ende 2024 stehen im Kreisgebiet insgesamt 3.640 stationäre Pflegeplätze (-105 ggü. Vj.) mit 151 – teilweise eingestreuten – Kurzzeitpflegeplätzen (-20 ggü. Vj.) bereit
- Im Kreisdurchschnitt stehen 50 Pflegeplätze je 1.000 Einwohnende ab 65 Jahren zur Verfügung (-3 ggü. Vj.)
- Die regionale Verteilung bleibt recht unterschiedlich, während im Betrachtungsraum Wedel nur 34 Plätze für die Altersgruppe zur Verfügung stehen, sind es im Betrachtungsraum Barmstedt 67 Plätze, die Werte bleiben fast unverändert zum Vorjahr
- Bei den Pflegebedürftigen sind nun auch Personen mit Pflegegrad 1 mitberücksichtigt, die nur einen Entlastungsbetrag von 125 Euro für Hilfe im Alltag und sonst keine weiteren Leistungen enthalten
- Dementsprechend gibt es nun vier Kategorien: familiär, ambulant, stationär und Entlastungsbeitrag
- Im Kreis werden 2023 48,7 % familiär, 19,1 % ambulant und 19,1 % stationär versorgt, weitere 13,0 % erhalten den Entlastungsbetrag; im Vergleich zum Bund haben der Kreis Pinneberg und Schleswig-Holstein einen unterdurchschnittlichen familiären Anteil und einen überdurchschnittlichen stationären Anteil Leistungsarten Pflege
- Etwa 1.120 Menschen erhalten Ende 2024 Hilfe zur Pflege (-80 ggü. Vj.)
- Die Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) wurde im Januar 2025 fortgeschrieben, die Regionen der KV stimmen dabei weder mit den Betrachtungsräumen und bei den Fachärzten auch nicht mit dem Kreisgebiet überein; die Gesundheitsberichterstattung liefert hier noch ausführlichere Informationen
- Bei den Hausärzten sind im Gebiet Elmshorn noch 9,5 mögliche Stellen, im Gebiet Pinneberg noch 1,0 mögliche Stellen zu vergeben
- Im Bereich der psychotherapeutischen Versorgung sind im Kreis 1,5 Stellen ärztliche Psychotherapie und 3,5 Stellen im Bereich Psychosomatik zu besetzen
- Aus den Fokusgruppen wird weiter noch auf lange Wartezeiten und eine erforderliche Ausweitung des Versorgungssystems innerhalb des Kreisgebietes hingewiesen
- Für 2023 wurden etwa 60.900 vollstationäre Behandlungen in Krankenhäusern durchgeführt (+1.300 ggü. Vj.)
- 47,7 % der vollstationär behandelten Personen waren über 65 Jahre (+0,2 % ggü. Vj.)
Quellenangaben
Statistik Nord 2023 // Statistisches Bundesamt 2023 // Kreis Pinneberg 2024 // Kassenärztliche Vereinigung S.-H. Bedarfsplanung 2025 // Barmer Gesundheitsreport 2024 // Techniker Krankenkasse Gesundheitsreport 2024 // Deutsche Angestellten Krankenkasse Gesundheitsreport 2024
Wie schon im vergangenen Jahr hat der Raum Elmshorn bei Übergewichtigkeit von Kindern die höchsten Werte in der Schuleingangsuntersuchung, während der Raum Quickborn weiterhin die geringsten Werte aufweist. Tendenziell zeigt sich auch hier der Zusammenhang zwischen Gesundheit und Armut, denn die Werte korrelieren mit denen der Sozialformel im Handlungsfeld Armut. Kinder aus Regionen mit höheren sozialen Herausforderungen sind eher übergewichtig. Langfristig führt eine ungesunde Lebensweise zu chronischen Erkrankungen und höheren Kosten für die Sozialsysteme.
In Schleswig-Holstein und auch im Kreis Pinneberg ist der Anteil der stationär versorgten Pflegebedürftigen um über 5% höher als im Bundesdurchschnitt. Währenddessen werden im Kreis und im Land über 5% weniger Pflegebedürftige familiär versorgt als im Bund. Personen in der neuen Kategorie „Entlastungsbetrag“ erhalten nur den Entlastungsbetrag für Unterstützungsleistungen im Alltag. Deutschlandweit sind hier noch landesrechtliche Leistungen einbezogen, wie z.B. Landespflegegeld in anderen Bundesländern.
Im Jahr 2025 gibt es keine Handlungsempfehlung aus dem Netzwerk der Sozialplanung für das Handlungsfeld Gesundheitsversorgung und Pflege. Handlungsempfehlungen der Vorjahre bzw. für andere Handlungsfelder finden Sie hier .
Nach dem Leitbild eines modernen Öffentlichen Gesundheitsdienstes arbeitet dieser sozialkompensatorisch, planerisch und gestalterisch, um gesundheitliche Chancengleichheit und bestmögliche Gesundheit für alle zu ermöglichen (Public Health). Als Kernaufgaben werden daher vor allem Gesundheitsförderung und Prävention beschrieben. Um Gesundheitskompetenzen vor allem vulnerabler Gruppen zu entwickeln, sind Maßnahmen in vielen Fach- und Politikbereichen notwendig. Prävention meint gezielte Maßnahmen, um die Krankheitslast in der Bevölkerung zu verringern und hohe Folgekosten zu vermeiden. Trotzdem wenden die Krankenkassen nur einen Bruchteil ihrer Leistungsausgaben für diese Bereiche auf. Hier gilt es auf der Basis von Daten weitere regionale Impulse zu entwickeln und umzusetzen. Mit der Gesundheitsplanung des Kreises sind die erforderlichen Strukturen und Voraussetzungen für die Konzeption neuartiger, sozialraumorientierter Projekte und integrierte kommunale Gesundheitsstrategien geschaffen worden. Thema ist außerdem die Verbesserung des digitalen Reifegrades des ÖGD, z.B. durch Entwicklung und Einführung neuer Fachanwendungen oder die Programmierung von Schnittstellen zur Business Intelligence Software (board). Da Hitze das größte klimawandelbedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland darstellt, ist künftig auch die Erarbeitung eines Hitzeschutzkonzepts in Zusammenarbeit mit der Stabsstelle Klimaschutz relevant.
In der bisher mit Kinderärzten unterversorgten Stadt Elmshorn eröffnet ab Mitte des Jahres eine dritte Praxis. Zur Überbrückung der Mangelsituation hat das Netzwerk Frühe Hilfen das Angebot einer Baby- und Kleinkindsprechstunde entwickelt. Das Konzept wird in abgewandelter Form vom Team Behindertenhilfe des Gesundheitsamtes aufgegriffen und fortgeführt. Obwohl die Versorgung mit Kinderärzten kreisweit bereits über 100 Prozent liegt, entspricht die Anzahl in Elmshorn noch immer nicht dem tatsächlichen Bedarf. Grund dafür ist, dass sich die Kinderärzte vorrangig im direkten Randgebiet zu Hamburg oder in der Nähe von größeren Kliniken mit entsprechender fachärztlicher Abteilung ansiedeln.
Als ein Ergebnis der ersten Kommunalen Gesundheitskonferenz im Kreis im Jahr 2023 wird die Implementierung von Schulgesundheitsfachkräften, die u.a. Präventionsangebote sowie eine gesundheitsförderliche (Lern-)Umgebung mitgestalten, geprüft. Gesundheit wird dabei als Voraussetzung für gelingende Bildungsprozesse betrachtet und kann gesundheitlich bedingte Ungleichheit von Bildungschancen reduzieren. Durch verbesserte Gesundheitskompetenzen, auch bei Eltern und Lehrkräften, können zudem nachweislich Fehlzeiten gesenkt werden. Die Finanzierung könnte über Mittel des Startchancen-Programms der Schule und die Landesrahmenvereinbarung der Krankenkassen erfolgen. Mit weiteren Ergebnissen der Gesundheitskonferenz wurde 2024 der Bericht zur Kinder- und Jugendgesundheit veröffentlicht, der den Aspekt frühzeitiger Programme für eine gesunde Ernährung besonders hervorhebt. Aktuell wird auch über die Weiterentwicklung der Schuleingangsuntersuchungen (SEU) als zentrales Instrument zur Früherkennung von gesundheitlichen, sprachlichen, emotionalen oder sozialen Förderbedarfen von Kindern diskutiert. Diese erfolgen teilweise zu spät vor der Einschulung, um noch wirksame Unterstützungsmaßnahmen durchführen zu können.
Thema der zweiten Kommunalen Gesundheitskonferenz im Oktober 2024 war „Gesund älter werden“. In drei Workshops wurden die Themenfelder „Einsamkeit“, „Ernährung“ und „Bewegung“ diskutiert. Ein Vortrag zum Thema Gesundheitsförderung und ein Bericht vom Netzwerk Norderstedt („NeNo“) rundeten das Programm ab. Diskutiert wurde z.B., dass Hausärzt*innen die Patienten aktiv motivieren können, ihre Krankenkasse um Informationen zu kostenloser Ernährungsberatung zu bitten. Es wurde auf sog. „Herzsprechstunden“ hingewiesen. Dabei werden einsame (ältere) Menschen mit einem Privatrezept an einem Mittwochnachmittag in die Hausarztpraxis bestellt, wo sich Ehrenamtliche Zeit für ein Gespräch nehmen. Teil einer Strategie gegen Einsamkeit ist auch die Durchführung von präventiven Hausbesuchen für Senior*innen. Im Sinne der Daseinsvorsorge und eines „Health-in-all-policies“-Ansatzes sind die Kommunen und der Kreis in der Pflicht, den öffentlichen Raum so zu gestalten, dass auch ältere und alte Menschen sich barrierefrei und zu allen Tages- und Abendzeiten bewegen können. Dazu zählen z.B. eine ausreichende Anzahl öffentlicher Toiletten, Transportangebote jenseits der von älteren Menschen insbesondere am Abend oft gemiedenen öffentlichen Verkehrsmittel sowie frei verfügbare Möglichkeiten zum Ausruhen und zur Bewegung im Freien.
Die Fokusgruppen Arbeitskreis Gemeindenahe Psychiatrie und Fachbeirat Sucht haben im Rahmen der bundesweiten Aktion erstmals erfolgreich eine Woche der Seelischen Gesundheit durchgeführt und u.a. die Angebote im Kreis in Form einer Messe präsentiert. 2025 liegt der Fokus der Aktionswoche auf präventiven und psychosozialen Hilfsangeboten, die Auftaktveranstaltung wird sich mit verschiedenen Wegen aus einer Krise befassen. Die Anbieter psychosozialer Hilfen werden sich in diesem Rahmen als Messe vorstellen. Die diesjährige Kommunale Gesundheitskonferenz des Kreises wird zum Schwerpunkt „Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen“ im November stattfinden. Gerade für diese Gruppe fehlen noch gute Unterstützungsmöglichkeiten im Kreis.
Weitere Themen im Fachbeirat Sucht waren u.a. der Mangel an qualifizierten Fachkräften in den Einrichtungen und die Frage der Kooperation mit Cannabis-Anbauvereinen, die nach dem Gesetz erfolgen soll. Die Kinderschutzfachkraft des Kreises hat über die Verfahrensabläufe zum Thema Kindeswohlgefährdung informiert. Auch Angebote wie das Lotsennetzwerk SH, in dem Lots*innen aus der Suchtselbsthilfe mit den Mitarbeitenden von Einrichtungen der Suchthilfe und angrenzender Hilfebereiche zusammenarbeiten, wurde vorgestellt. Damit soll der Lücke in der Versorgung suchtkranker Menschen und dem „Drehtüreffekt“ zwischen Entgiftung und Therapie entgegengewirkt werden. Besonders bedauert wurde die Entscheidung der politischen Gremien, die gerade eingerichtete Stelle einer Koordinatorin für die Gruppenangebote für Kinder suchtbelasteter Eltern nicht zu verlängern. Es war bereits in kurzer Zeit gelungen, die Nutzung der Angebote zu verbessern und den Kontakt zu den Kooperationspartnern qualitativ und quantitativ zu verbessern.
Die vom Arbeitskreis Gemeindenahe Psychiatrie entwickelte und eingebrachte Handlungsempfehlung zur Bezuschussung von Basisfortbildungen zum Offenen Dialog für Genesungsbegleiter*innen wurde beschlossen und wird umgesetzt. Der Landesverband der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie hat die „Prüfsteine Sozialpsychiatrie Schleswig-Holstein“ vorgestellt, die einen Standard für gute Psychiatrie durch Netzwerkarbeit und gemeinsame Lösungen skizzieren. Da es keinen landesweiten Psychiatrieplan gibt, ist ein systematischer Diskurs, was eine gute Psychiatrie auszeichne, notwendig. Durch Gespräche mit regionalen Arbeitskreisen werden die Prüfsteine weiterentwickelt und um Fachtage ergänzt. Zur Verbesserung der Versorgungsqualität im Kreis wird die Schaffung eines Home Treatment Angebots durch die Psychiatrische Institutsambulanz als sinnvoll angesehen, damit Betroffene nicht in der Klinik aufgenommen werden müssen. Ein Konzept dazu sollte auch die Kooperation mit den bereits im Kreis tätigen aufsuchenden, psychosozialen Diensten beschreiben, da die bestehenden Ressourcen durch ein gemeinsames Agieren bestmöglich eingesetzt werden können. Beim Austausch über die häufig prekäre Wohnsituation von psychisch erkrankten Menschen wurde betont, dass ein frühzeitiger Kontakt mit der Beratungsstelle für Wohnungslose helfen kann, weitere Maßnahmen z.B. über eine gesetzliche Betreuung zu initiieren, um so einen Wohnungsverlust zu vermeiden.
Ziel des Gesunde-Städte-Netzwerks ist, gesundheitsförderliche Strukturen und Prozesse gemeinsam mit relevanten Beteiligten im Kreis zu entwickeln, um gesundheitliche Chancengleichheit für alle Gruppen der Bevölkerung sicherzustellen. Durch die Arbeit im Netzwerk kann der Kreis auf Basis seiner aufgebauten Strukturen bundesweit von bereits umgesetzten „Good Practices“ und Gestaltungsideen profitieren. Der Beitritt wird aktuell noch politisch diskutiert. Durch einen Beschluss würde der Kreis den Willen und die Selbstverpflichtung zur Entwicklung gesamtstrategischer Ansätze zur Gesundheitsförderung und Prävention bekräftigen.
Das vom Gesundheitsministerium seit 2022 geförderte Projekt „Gesundes Helgoland“ zur bedarfsgerechten und zukunftsorientierten medizinischen Versorgung und Gesundheitsförderung für Bewohner und Touristen der Insel wird um ein Jahr bis Ende 2025 verlängert. Um die gewonnenen Erkenntnisse weiter zu nutzen und nachhaltige Verbesserungen für die sektorenübergreifende Zusammenarbeit und gesundheitliche Versorgung auf der Insel zu erzielen, ist zum Abschluss des Projekts eine Konferenz mit Vertreter*innen des Ministeriums, der Kassenärztlichen Vereinigung sowie des Kreises geplant. Dabei sollen übergeordnete Themen wie z.B. Gast-Therapeuten/-Ärzte/-Pflegedienste auf der Insel diskutiert werden. Auch die (Weiter-)Qualifizierung von Fachkräften, die auf der Insel leben, könnte eine Option für Qualitätsverbesserungen sein.
Die Fokusgruppe Altenhilfe und Pflege hat sich u.a. mit dem sozialpsychiatrischen Dienst zu Angeboten für alte Menschen, z.B. bei akuten psychiatrischen Erkrankungen (Psychose o.ä.) ausgetauscht. Mit dem erfolgreich durchgeführten Aktionstag Pflege konnten weitere Personen den Pflegeberuf kennenlernen und Kontakte zu Arbeitgeber*innen herstellen. Daneben fand ein Austausch zur Fachkräftegewinnung aus dem Ausland mit dem Welcome Center Schleswig-Holstein statt und die Fokusgruppe hat mit der Bundesagentur für Arbeit, dem Jobcenter, der Zuwanderungsbehörde und ambulanten Pflegeanbietern weitere Mitglieder gewonnen. Künftig werden Themen wie Innovative Versorgung, SOS Pflegeversorgung als Anlaufstellen, die bei Problemen oder Beschwerden in der Pflege oder in Pflegeeinrichtungen helfen sowie Angehörige und Pflege behandelt.
Vorherrschendes Thema war jedoch die zunehmende Mangelversorgung. Die 2022 befristet eingerichtete Koordinierungsstelle Fachkräftegewinnung Pflege hat wichtige Ansätze zur Verbesserung der andauernd prekären Personalsituation im Bereich der Pflege aufgezeigt und umgesetzt. Um die gewonnenen Erkenntnisse weiter zu nutzen und den Informationsaustausch und die Vernetzung aller Beteiligten auch künftig zu gewährleisten, kann ein Teil der Arbeit in Form des Netzwerk-Projekts MATCH weitergeführt werden. Auf einer ersten Veranstaltung im Mai haben sich bereits neun Anbieter von Pflegeleistungen zur Mitwirkung bereit erklärt. Der Projektträger berät und unterstützt bei der Anwerbung, Integration und dauerhaften Beschäftigung von internationalen Fachkräften. Neben Informationen ist auch die Koordination und Durchführung gemeinsamen Recruitings möglich. Der Kreis könnte das Netzwerk durch seine Kooperation aktiv bewerben und bei Veranstaltungen mitwirken. Über eine mögliche Form und inhaltliche Zusammenarbeit mit dem Netzwerk wird zurzeit noch politisch beraten.
Auch im Bereich der Pflege schreitet die Digitalisierung voran und kann nach anfänglichem Mehraufwand langfristig zu spürbarer Entlastung beitragen. Die Fokusgruppe hat Informationen zu Fördermöglichkeiten für Leistungserbringer zum Thema Digitalisierung erhalten, die bisher noch wenig genutzt werden. Auch die digitalen Kompetenzen der Pflegenden gilt es zu erhöhen. Nach Einführung des elektronischen Rezepts und der elektronischen Patientenakte kann über den Dienst KIM (Kommunikation im Medizinwesen) ein sicherer Informationsaustausch zwischen Ärzten, Apotheken, Kliniken, Therapeuten und Pflegeeinrichtungen erfolgen, sofern die Nutzenden an die Telematik Infrastruktur (TI) angeschlossen sind. Durch die Entwicklung KI-gestützter Dokumentation und Abrechnung kann ein Beitrag zur Berufsgesundheit in der Pflege geleistet werden.
Demographisch bedingt wird die Anzahl der Pflegebedürftigen weiter steigen und der Fachkräftemangel das zentrale Problem der pflegerischen Versorgung darstellen. Auch die Finanzierung der Pflegeleistungen durch die steigenden Bedarfe ist zukünftig noch zu klären. Nähere Erkenntnisse hierzu wird die umfängliche, wissenschaftlich fundierte Pflegebedarfsplanung für den Kreis liefern. Bisher haben vier Universitäten mit den erforderlichen fachlichen Kompetenzen und methodischen Voraussetzungen zur Durchführung des Projekts grundsätzlich Interesse angemeldet. Aktuell wird die Leistungsbeschreibung für eine formale Vergabe und ein neuer Zeitplan für das Gesamtvorhaben erarbeitet.
Ebenso wichtig ist es, Pflegebedarfe zu vermeiden oder zumindest so weit wie möglich hinauszuzögern. Einen bedeutenden Beitrag hierzu leistet die beschlossene Umsetzung des Konzepts präventiver Hausbesuche für Senior*innen (PHB). Nach der Installation einer Projektkoordination werden diese zunächst modellhaft in Uetersen als städtischer und dem Amt Geest und Marsch Südholstein als ländlicher Region umgesetzt. Der Seniorenbeirat in Uetersen wird das Projekt begleiten. Parallel werden Informationen aus bereits laufenden Modellen auf Landes- und Bundesebene als Anregungen für das praktische Vorgehen und eine Evaluation genutzt. Um den pflegerischen Bedarf im Kreis moderat abzusenken, sollten weitere Programme bzw. Angebote der Altenhilfe zur Beratung und Unterstützung älterer Menschen implementiert werden.
- Es liegen die Daten der Schuleingangsuntersuchung 2023/2024 für das Einschulungsjahr 2024 vor, diese liefern zentrale Informationen über den Gesundheitszustand von Kindern im Kreisgebiet
- Im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung werden die Daten noch ausführlicher dargestellt
- Der durchschnittliche Anteil unzureichender Sprachkompetenz, also weniger als 4 auf der 5er-Skala zur Ermittlung, beträgt 19,9 % (-2,1 % ggü. Vj.)
- Emotionale Probleme wurden bei 10,4 % (+0,8 % ggü. Vj.) der Kinder diagnostiziert, bei 11,8 % eine Hyperaktivität (+2,8 % ggü. Vj.); beide Werte sind bei den Jungen deutlich höher als bei den Mädchen
- Die Übergewichtigkeit bei den Einschulungskindern liegt kreisweit bei 10,1 % (+0,5 % ggü. Vj.), der Betrachtungsraum Elmshorn hat mit 13,6 %weiterhin die höchsten Werte (+2,3 % ggü. Vj.) Übergewichtigkeit
- Von den untersuchten Kindern haben 7,2 % eine Einschränkung im Hörvermögen (-1,7 % ggü. Vj.)
- Beim Sehvermögen weisen 14,5 % Einschränkungen auf (-4,0 % ggü. Vj.), die Kinder befinden sich entweder schon in Behandlung oder es wurde ein Besuch beim Augenarzt empfohlen
- Bei Masern sind aufgrund der Impfpflicht für den Kita-Besuch mit 95,9 % weiterhin die höchsten Impfquoten zu verzeichnen (-1,0 % ggü. Vj.), gleich gefolgt von Mumps mit 95,7 % (-1,1 % ggü. Vj.)
- Auch bei Tetanus haben 95,4 % mindestens drei Impfungen, die inzwischen empfohlene vierte Impfung können 86,1 % aufweisen (-5,3 % ggü. Vj.)
- Hinweise über die Gesundheit von Erwachsenen liefern die Diagnosen der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen der gesetzlich Versicherten, allerdings liegen diese nur pro gesetzlicher Krankenkasse separat für ihre Mitglieder vor
- Die Deutsche Angestellten Krankenkasse merkt für 2024 an, dass der Krankenstand leicht rückgängig ist und bei 5,4 % liegt (-0,1 % ggü. Vj.)
- Die Techniker meldet einen ähnlichen Wert für 2024 von 5,3 % (-0,1 % ggü. Vj.)
- Es wird angemerkt, dass die großen Anstiege 2022 und 2023 z.T. auch mit dem neuen elektronischen Meldeverfahren und einer besseren Datenerfassung zu erklären sind
- Die meisten Krankschreibungen gibt es sowohl bei der Deutschen Angestellten Krankenkasse als auch bei Barmer und Techniker weiterhin für Atemwegserkrankungen
- Die längsten Fehlzeiten basieren bei allen drei genannten Krankenkassen inzwischen auf psychischen Erkrankungen, dann folgen Muskel-Skelett-Erkrankungen bzw. Erkrankungen des Kreislaufs in unterschiedlicher Reihenfolge
- Bei allen Kassen gibt es deutliche Zunahmen für Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen, die Techniker nennt einen Steigerungswert von 160 % in den letzten 20 Jahren
- Etwa 17.100 Menschen erhalten Ende 2023 Pflegeleistungen (+1.550 ggü. 2021)
- Ende 2024 stehen im Kreisgebiet insgesamt 3.640 stationäre Pflegeplätze (-105 ggü. Vj.) mit 151 – teilweise eingestreuten – Kurzzeitpflegeplätzen (-20 ggü. Vj.) bereit
- Im Kreisdurchschnitt stehen 50 Pflegeplätze je 1.000 Einwohnende ab 65 Jahren zur Verfügung (-3 ggü. Vj.)
- Die regionale Verteilung bleibt recht unterschiedlich, während im Betrachtungsraum Wedel nur 34 Plätze für die Altersgruppe zur Verfügung stehen, sind es im Betrachtungsraum Barmstedt 67 Plätze, die Werte bleiben fast unverändert zum Vorjahr
- Bei den Pflegebedürftigen sind nun auch Personen mit Pflegegrad 1 mitberücksichtigt, die nur einen Entlastungsbetrag von 125 Euro für Hilfe im Alltag und sonst keine weiteren Leistungen enthalten
- Dementsprechend gibt es nun vier Kategorien: familiär, ambulant, stationär und Entlastungsbeitrag
- Im Kreis werden 2023 48,7 % familiär, 19,1 % ambulant und 19,1 % stationär versorgt, weitere 13,0 % erhalten den Entlastungsbetrag; im Vergleich zum Bund haben der Kreis Pinneberg und Schleswig-Holstein einen unterdurchschnittlichen familiären Anteil und einen überdurchschnittlichen stationären Anteil Leistungsarten Pflege
- Etwa 1.120 Menschen erhalten Ende 2024 Hilfe zur Pflege (-80 ggü. Vj.)
- Die Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) wurde im Januar 2025 fortgeschrieben, die Regionen der KV stimmen dabei weder mit den Betrachtungsräumen und bei den Fachärzten auch nicht mit dem Kreisgebiet überein; die Gesundheitsberichterstattung liefert hier noch ausführlichere Informationen
- Bei den Hausärzten sind im Gebiet Elmshorn noch 9,5 mögliche Stellen, im Gebiet Pinneberg noch 1,0 mögliche Stellen zu vergeben
- Im Bereich der psychotherapeutischen Versorgung sind im Kreis 1,5 Stellen ärztliche Psychotherapie und 3,5 Stellen im Bereich Psychosomatik zu besetzen
- Aus den Fokusgruppen wird weiter noch auf lange Wartezeiten und eine erforderliche Ausweitung des Versorgungssystems innerhalb des Kreisgebietes hingewiesen
- Für 2023 wurden etwa 60.900 vollstationäre Behandlungen in Krankenhäusern durchgeführt (+1.300 ggü. Vj.)
- 47,7 % der vollstationär behandelten Personen waren über 65 Jahre (+0,2 % ggü. Vj.)
Quellenangaben
Statistik Nord 2023 // Statistisches Bundesamt 2023 // Kreis Pinneberg 2024 // Kassenärztliche Vereinigung S.-H. Bedarfsplanung 2025 // Barmer Gesundheitsreport 2024 // Techniker Krankenkasse Gesundheitsreport 2024 // Deutsche Angestellten Krankenkasse Gesundheitsreport 2024
Wie schon im vergangenen Jahr hat der Raum Elmshorn bei Übergewichtigkeit von Kindern die höchsten Werte in der Schuleingangsuntersuchung, während der Raum Quickborn weiterhin die geringsten Werte aufweist. Tendenziell zeigt sich auch hier der Zusammenhang zwischen Gesundheit und Armut, denn die Werte korrelieren mit denen der Sozialformel im Handlungsfeld Armut. Kinder aus Regionen mit höheren sozialen Herausforderungen sind eher übergewichtig. Langfristig führt eine ungesunde Lebensweise zu chronischen Erkrankungen und höheren Kosten für die Sozialsysteme.
In Schleswig-Holstein und auch im Kreis Pinneberg ist der Anteil der stationär versorgten Pflegebedürftigen um über 5% höher als im Bundesdurchschnitt. Währenddessen werden im Kreis und im Land über 5% weniger Pflegebedürftige familiär versorgt als im Bund. Personen in der neuen Kategorie „Entlastungsbetrag“ erhalten nur den Entlastungsbetrag für Unterstützungsleistungen im Alltag. Deutschlandweit sind hier noch landesrechtliche Leistungen einbezogen, wie z.B. Landespflegegeld in anderen Bundesländern.
Im Jahr 2025 gibt es keine Handlungsempfehlung aus dem Netzwerk der Sozialplanung für das Handlungsfeld Gesundheitsversorgung und Pflege. Handlungsempfehlungen der Vorjahre bzw. für andere Handlungsfelder finden Sie hier .


Archiv
Hier finden Sie die Berichte dieses Handlungsfeldes der vergangenen Jahre als pdf-Dateien.