Fokus 2025
Armut
Die Anzahl der Personen mit SGB II-Bezug steigt weiter an, wobei der Anstieg allein auf nicht erwerbsfähige Personen zurückzuführen ist. Verhältnismäßig hohe Wohn- und Lebenshaltungskosten im Kreis bleiben ein Faktor für Armutsgefährdung. Ehrenamtliche Unterstützungsangebote arbeiten unter erschwerten Rahmenbedingungen. Neben den finanziellen Aspekten von Armut werden auch der Mangel an sozialer Teilhabe und Einsamkeit betont.

Wechselwirkungen mit anderen Handlungsfeldern:
3,5 %
Altersarmut
22.950
Menschen in Bedarfsgemeinschaften
47.531 €
durchschnittliches Einkommen
1.620
Schuldnerberatungen
Im Kreis Pinneberg als Teil der Metropolregion sind relativ hohe Wohn- und Lebenshaltungskosten zu verzeichnen. Allerdings zeigen die Zahlen, Daten und Fakten, dass im Gegenzug ein relativ hohes Durchschnittseinkommen in der Bevölkerung erreicht wird. Dementsprechend ist die Armutsgefährdungsquote in der Region im Vergleich zum Land deutlich geringer. Wenn allerdings die zentralen Einkommensquellen entfallen, werden die steigenden Lebenshaltungskosten schnell ein Risikofaktor für Verschuldung und Armut. Dies spiegelt sich auch in den Beratungsgesprächen der Schuldnerberatung wider. Die Hauptgründe für Verschuldung sind Erkrankung, Arbeitslosigkeit, langfristig niedriges Einkommen sowie Scheidung oder Trennung. Gerade bei Solo-Selbständigen sind auch noch die Nachwirkungen der Pandemie zu erkennen, die zu Verschuldung führen. Es wird angemerkt, dass bei vielen Ratsuchenden finanzielle Bildung fehlt, es also wenig Wissen über Planung, Finanzen und Haushaltsführung gibt. Finanzielle Bildung auch mit in den offiziellen Lehrplan der Schulen aufzunehmen, könnte ein frühzeitiger präventiver Ansatz sein. Der neue Trend beim Kauf von Konsumgütern „Buy now – Pay later“, der in den vergangenen Jahren durch neue Internetfinanzdienstleister zugenommen hat, führt dazu, dass mehr Kredite mit geringen Volumen abgeschlossen werden.
Hinsichtlich der Wohnkosten und der im Handlungsfeld Wohnen beschriebenen geringen Leerstände im Kreis wird es für armutsbetroffene und -gefährdete Menschen schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Die Realisierung einer Kommunalen Wohnungsagentur, die sich aktuell in weiterer Umsetzungsprüfung befindet, könnte für diese Gruppe eine gewisse zusätzliche Entlastung schaffen.
Die Tafeln haben im vergangenen Jahr eine größere Anzahl an Menschen im Kreis versorgt. Infolge der optimierten KI-basierten Bestellverfahren bei den Lebensmittelhändlern werden generell weniger Lebensmittel verschwendet, dadurch stehen aber den Tafeln weniger gespendete Lebensmittel zur Verfügung. Aus diesem Grund wurden vermehrt Aktionen in Supermärkten durchgeführt, bei denen Kunden Lebensmittel an die Tafeln spenden konnten. Zudem wird bei den Tafeln geprüft, ob Geldspenden, die bisher für Material- und Betriebskosten verwendet werden, zukünftig auch für den Ankauf von Lebensmitteln genutzt werden können. Weiter stehen zwar mehr Personen für die ehrenamtliche Tätigkeit zur Verfügung, allerdings der Einzelne für weniger Stunden pro Woche als noch vor einigen Jahren. Dies erhöht insgesamt den Koordinationsaufwand in den Projekten.
Als ein zentrales Problem von Armut wird die mangelnde Teilhabe am sozialen Leben gesehen. Die Menschen verfügen damit über geringere soziale Netzwerke, die sie bei Bedarf unterstützen können. Armut führt auch zu Einsamkeit und psychischer Belastung, daher gibt es beispielsweise bei den Tafeln auch Überlegungen, diese als Treffpunkt auszubauen. Zudem gibt es im Kreis schon seit mehreren Jahren eine Tiertafel, bei der sich armutsbelastete Tierbesitzer kostenloses Futter abholen können. Die Tiere können damit im Haushalt verbleiben, ohne dass die Halter am eigenen Lebensunterhalt sparen müssen und die Einsamkeit etwas abmildern.
Gerade auch bei der Altersarmut wird angemerkt, dass es noch einen größeren Anteil an „verdeckter Armut“ geben kann, da ältere Menschen aus Scham keine offiziellen staatlichen Leistungen, wie Grundsicherung im Alter, beantragen möchten. Das startende Projekt der präventiven Hausbesuche kann hier frühzeitig ansetzen, um Menschen über mögliche Unterstützungsangebote im Kreis zu informieren.
Wie schon im Handlungsfeld Infrastruktur sozialer Angebote beschrieben, hat das Netzwerk Frühe Hilfen einen Schwerpunkt auf „Kinderarmut und armutssensibles Handeln“ gesetzt. Von besonderer Bedeutung sind hier entsprechende Angebote des Gesundheitswesens, denn auch der Bericht zur Kinder- und Jugendgesundheit für den Kreis Pinneberg zeigt schon im frühen Kindesalter einen Zusammenhang von Gesundheit und sozialer Lage. Kinder in armutsbelasteten Familien zeigen häufiger gesundheitliche Probleme und armutsbetroffene Familien werden bei den aktuellen Angeboten der Frühen Hilfen seltener erreicht. Für diese Gruppen sind aufsuchende Unterstützungsangebote besser geeignet. Es wurden zudem die Hinweise gegeben, dass besonders alleinerziehende Frauen sowie Personen mit Einwanderungsgeschichte ein extrem hohes Armutsrisiko aufweisen.
Das Land wird in diesem Jahr noch einen Gesamtbericht zur Kinder- und Jugendarmut veröffentlichen. In den bereits veröffentlichten Teilen zeigte sich, dass ein erhöhtes Armutsrisiko bei Kindern und Jugendlichen sowohl kurz- als auch langfristig negative Folgen für das körperliche und psychische Wohlergehen haben. Auch die Wahl der weiterführenden Schule und die erzielten schulischen Bildungsabschlüsse hängen stark vom soziodemografischen Hintergrund der Kinder und Jugendlichen ab.
- Die Sozialformel liefert überblickshaft Erkenntnisse über die räumlich unterschiedlich verteilten sozialen Bedarfe im Kreisgebiet, indem mehrere Indikatoren zusammengefasst werden
- Der Betrachtungsraum Elmshorn weist mit 75 besonders hohe soziale Bedarfe ggü. den restlichen Betrachtungsräumen auf
- Der Betrachtungsraum Quickborn liegt mit 43 deutlich unter dem Kreisschnitt von 57
- Die übrigen Betrachtungsräume liegen zwischen 51 und 57 und damit in der Nähe bzw. auf Höhe des Kreisdurchschnitts, der Sonderraum Helgoland hat mit 35 noch einmal einen deutlich geringeren Wert
- Zentrale Informationen im Handlungsfeld sind die SGB II-Daten; hier liegen teilweise schon aktuelle Werte für Ende 2024 vor, die übrigen Werte werden für Ende 2023 ausgewiesen und sind entsprechend gekennzeichnet
- Die Arbeitslosenquote von Menschen mit SGB II-Bezug liegt Ende 2024 weiterhin bei 3,5 % (unverändert ggü. Vj.)
- Die Anzahl der Arbeitssuchenden im SGB II liegt dementsprechend auch weiter bei etwa 10.850 Personen (unverändert ggü. Vj.)
- Die Menschen in Bedarfsgemeinschaften haben sich Ende 2024 erneut erhöht auf etwa 22.950 (+ 250 ggü. Vj.)
- Weiterhin beziehen etwa 4.100 Familien Ende 2024 SGB II-Leistungen (unverändert ggü. Vj.)
- Der Anteil der Alleinerziehenden an den Familien mit SGB II-Leistungen Ende 2024 steigt auf 53,5 % (+1,9 % ggü. Vj.)
- Weiterhin etwa 7.800 Kinder und Jugendliche beziehen Ende 2024 SGB II-Leistungen (unverändert ggü. Vj.)
- Bei den Anteilswerten liegen aktuell nur die Daten für 2023 vor
- Für Ende 2023 liegt der Anteil der Menschen in Bedarfsgemeinschaften im Kreis bei 7,0 % (+ 0,1 % ggü. Vj.)
- Wie schon in den vergangenen Jahren ist der Anteil von Menschen in Bedarfsgemeinschaften in den Städten tendenziell höher als in kleineren Kommunen
- Kinderarmut, d.h. Kinder unter 15 Jahren im SGB II-Bezug im Verhältnis zu allen Kindern der Altersgruppe, steigt Ende 2023 auf 14,6 % (+0,4 % ggü. Vj.)
- Der Kreis Pinneberg liegt damit weiterhin über dem Bundeswert von 13,7 % (+ 0,6 % ggü. Vj.) und nun auch über dem Landeswert von 14,4 % (-0,2 % ggü. Vj.)
- Bei der Jugendarmut, also bei Jugendlichen zwischen 15 und unter 18 Jahren, sinkt der Wert im Kreis Pinneberg in 2023 leicht auf 11,6% (-0,2% ggü. Vj.)
- Im Bund mit 12,4% (+1,7% ggü. Vj.) und ebenso im Land mit 12,6 % (+1,8 % ggü. Vj.) sind deutliche Anstiege zu verzeichnen
- Ende 2023 erhalten etwa 2.550 Personen über 65 Jahre Grundsicherung im Alter (+ 250 ggü. Vj.)
- Das Verhältnis zu allen Personen über 65 Jahren, als Indikator für Altersarmut, sinkt minimal auf 3,5 % (-0,1 % ggü. Vj.)
- Der Landeswert bleibt bei 3,5 % (unverändert ggü. Vj.) und der Bundeswert steigt leicht auf 3,7 % (+0,2 % ggü. Vj.)
- Werte der Städte und Gemeinden im Kreis für die Indikatoren Kinderarmut, Jugendarmut und Altersarmut sind auch im digitalen Sozialbericht verfügbar
- Die Armutsgefährdungsquote, also der Anteil der Menschen die weniger als 60 % des Durchschnittseinkommens zur Verfügung haben, kann aufgrund statistischer Vorgaben nur für die schleswig-holsteinischen Randkreise um Hamburg ermitteln werden
- Die Armutsgefährdungsquote wird im südlichen Schleswig-Holstein mit 14,2 % angegeben (-0,2 % ggü. Vj.), der niedrigste Wert in Schleswig-Holstein
- Aufgrund der Abgabefristen der Steuererklärung liegen die Werte der Steuerstatistik mit etwa vierjähriger Verzögerung vor
- Das durchschnittliche Einkommen der steuerpflichtigen Einwohnenden steigt 2020 auf 47.531 Euro (+694 Euro ggü. Vj.)
- Das Medianeinkommen, also das Einkommen bei dem jeweils 50% oberhalb und unterhalb dieses Wertes liegen, wird mit 32.629 Euro angegeben und sinkt damit seit mehreren Jahren erstmals leicht (-122 Euro ggü. Vj.)
- Die Überschuldungsquote im Kreis Pinneberg sinkt in 2024 auf 7,17 % (-0,24 % ggü. Vj.)
- Auf Platz 172 liegt der Kreis über dem Durchschnitt aller 401 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland (14 Plätze besser ggü. Vj.)
- Hauptursachen für Überschuldung bleiben wie schon in den vergangenen Jahren Krankheit, Arbeitslosigkeit und längerfristiges Niedrigeinkommen
- Etwa 1.620 Beratungen fanden 2024 in den Schuldnerberatungsstellen im Kreis statt (-180 ggü. Vj.), insgesamt werden die Fälle als zunehmend komplexer mit vielen verschiedenen Krediten und multiplen persönlichen Problemlagen bewertet
- Die meisten Ratsuchenden sind Beschäftigte mit etwa 43 % (+5 % ggü. Vj.) und etwa 41% erhalten Lohnersatzleistungen aus dem SGB II, II oder XII (-3 % ggü. Vj.)
- Im Hinblick auf die Lebenssituation der Ratsuchenden sind 30 % alleinlebend (-4 % ggü. Vj.) und weitere 17 % alleinerziehend (-3 % ggü. Vj.)
- Die Schufa hat ihren Risiko- und Kredit-Kompass umgestellt, für den Kreis Pinneberg wird der Anteil von Personen mit einem harten oder weichen Negativmerkmal mit 7,4 % angegeben, der Kreis liegt damit landesweit im Mittelfeld, die Werte liegen hier zwischen 5,5 % und 15,5 %
- Verbraucherinsolvenzen im Kreis werden für 2023 mit 413 angegeben (+67 ggü. Vj.), wobei während der Pandemie die Meldepflicht teilweise noch ausgesetzt war
Quellenangaben
Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2023 // Schuldneratlas Creditreform 2024 // SCHUFA Kredit-Kompass 2024 // BIAJ 2023 // Kreis Pinneberg 2023 // Statistik Nord 2020, 2023 // Agentur für Arbeit 2023, 2024 // AWO Schuldnerberatung 2024
Die Sozialformel beschreibt auf Basis mehrerer Indikatoren die unterschiedlichen sozialen Verhältnisse und kann einen Wert zwischen 0 und 100 annehmen. Sie verdeutlicht nur Unterschiede innerhalb des Kreises. Im Betrachtungsraum Elmshorn bestehen besonders hohe soziale Herausforderungen, während diese im Betrachtungsraum Quickborn unterdurchschnittlich sind. Da der Kreisdurchschnitt deutlich über 50 liegt, haben besonders größere Kommunen höhere soziale Herausforderungen.
Die Kinderarmut setzt die Kinder im SGBII-Bezug zu allen Kindern ins Verhältnis. Erstmals seit Beginn der Sozialberichterstattung liegt der Wert des Kreises sowohl über dem Bundes- als auch dem Landesschnitt. Während sich die Werte von Bund und Land in den letzten Jahren eher leicht verringert haben, verzeichnet der Kreis den höchsten Wert seit 2017. Mehr als jedes 7. Kind wächst damit in armutsgefährdeten Verhältnissen auf.
Im Jahr 2025 gibt es keine Handlungsempfehlung aus dem Netzwerk der Sozialplanung für das Handlungsfeld Armut. Handlungsempfehlungen der Vorjahre bzw. für andere Handlungsfelder finden Sie hier .
Im Kreis Pinneberg als Teil der Metropolregion sind relativ hohe Wohn- und Lebenshaltungskosten zu verzeichnen. Allerdings zeigen die Zahlen, Daten und Fakten, dass im Gegenzug ein relativ hohes Durchschnittseinkommen in der Bevölkerung erreicht wird. Dementsprechend ist die Armutsgefährdungsquote in der Region im Vergleich zum Land deutlich geringer. Wenn allerdings die zentralen Einkommensquellen entfallen, werden die steigenden Lebenshaltungskosten schnell ein Risikofaktor für Verschuldung und Armut. Dies spiegelt sich auch in den Beratungsgesprächen der Schuldnerberatung wider. Die Hauptgründe für Verschuldung sind Erkrankung, Arbeitslosigkeit, langfristig niedriges Einkommen sowie Scheidung oder Trennung. Gerade bei Solo-Selbständigen sind auch noch die Nachwirkungen der Pandemie zu erkennen, die zu Verschuldung führen. Es wird angemerkt, dass bei vielen Ratsuchenden finanzielle Bildung fehlt, es also wenig Wissen über Planung, Finanzen und Haushaltsführung gibt. Finanzielle Bildung auch mit in den offiziellen Lehrplan der Schulen aufzunehmen, könnte ein frühzeitiger präventiver Ansatz sein. Der neue Trend beim Kauf von Konsumgütern „Buy now – Pay later“, der in den vergangenen Jahren durch neue Internetfinanzdienstleister zugenommen hat, führt dazu, dass mehr Kredite mit geringen Volumen abgeschlossen werden.
Hinsichtlich der Wohnkosten und der im Handlungsfeld Wohnen beschriebenen geringen Leerstände im Kreis wird es für armutsbetroffene und -gefährdete Menschen schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Die Realisierung einer Kommunalen Wohnungsagentur, die sich aktuell in weiterer Umsetzungsprüfung befindet, könnte für diese Gruppe eine gewisse zusätzliche Entlastung schaffen.
Die Tafeln haben im vergangenen Jahr eine größere Anzahl an Menschen im Kreis versorgt. Infolge der optimierten KI-basierten Bestellverfahren bei den Lebensmittelhändlern werden generell weniger Lebensmittel verschwendet, dadurch stehen aber den Tafeln weniger gespendete Lebensmittel zur Verfügung. Aus diesem Grund wurden vermehrt Aktionen in Supermärkten durchgeführt, bei denen Kunden Lebensmittel an die Tafeln spenden konnten. Zudem wird bei den Tafeln geprüft, ob Geldspenden, die bisher für Material- und Betriebskosten verwendet werden, zukünftig auch für den Ankauf von Lebensmitteln genutzt werden können. Weiter stehen zwar mehr Personen für die ehrenamtliche Tätigkeit zur Verfügung, allerdings der Einzelne für weniger Stunden pro Woche als noch vor einigen Jahren. Dies erhöht insgesamt den Koordinationsaufwand in den Projekten.
Als ein zentrales Problem von Armut wird die mangelnde Teilhabe am sozialen Leben gesehen. Die Menschen verfügen damit über geringere soziale Netzwerke, die sie bei Bedarf unterstützen können. Armut führt auch zu Einsamkeit und psychischer Belastung, daher gibt es beispielsweise bei den Tafeln auch Überlegungen, diese als Treffpunkt auszubauen. Zudem gibt es im Kreis schon seit mehreren Jahren eine Tiertafel, bei der sich armutsbelastete Tierbesitzer kostenloses Futter abholen können. Die Tiere können damit im Haushalt verbleiben, ohne dass die Halter am eigenen Lebensunterhalt sparen müssen und die Einsamkeit etwas abmildern.
Gerade auch bei der Altersarmut wird angemerkt, dass es noch einen größeren Anteil an „verdeckter Armut“ geben kann, da ältere Menschen aus Scham keine offiziellen staatlichen Leistungen, wie Grundsicherung im Alter, beantragen möchten. Das startende Projekt der präventiven Hausbesuche kann hier frühzeitig ansetzen, um Menschen über mögliche Unterstützungsangebote im Kreis zu informieren.
Wie schon im Handlungsfeld Infrastruktur sozialer Angebote beschrieben, hat das Netzwerk Frühe Hilfen einen Schwerpunkt auf „Kinderarmut und armutssensibles Handeln“ gesetzt. Von besonderer Bedeutung sind hier entsprechende Angebote des Gesundheitswesens, denn auch der Bericht zur Kinder- und Jugendgesundheit für den Kreis Pinneberg zeigt schon im frühen Kindesalter einen Zusammenhang von Gesundheit und sozialer Lage. Kinder in armutsbelasteten Familien zeigen häufiger gesundheitliche Probleme und armutsbetroffene Familien werden bei den aktuellen Angeboten der Frühen Hilfen seltener erreicht. Für diese Gruppen sind aufsuchende Unterstützungsangebote besser geeignet. Es wurden zudem die Hinweise gegeben, dass besonders alleinerziehende Frauen sowie Personen mit Einwanderungsgeschichte ein extrem hohes Armutsrisiko aufweisen.
Das Land wird in diesem Jahr noch einen Gesamtbericht zur Kinder- und Jugendarmut veröffentlichen. In den bereits veröffentlichten Teilen zeigte sich, dass ein erhöhtes Armutsrisiko bei Kindern und Jugendlichen sowohl kurz- als auch langfristig negative Folgen für das körperliche und psychische Wohlergehen haben. Auch die Wahl der weiterführenden Schule und die erzielten schulischen Bildungsabschlüsse hängen stark vom soziodemografischen Hintergrund der Kinder und Jugendlichen ab.
- Die Sozialformel liefert überblickshaft Erkenntnisse über die räumlich unterschiedlich verteilten sozialen Bedarfe im Kreisgebiet, indem mehrere Indikatoren zusammengefasst werden
- Der Betrachtungsraum Elmshorn weist mit 75 besonders hohe soziale Bedarfe ggü. den restlichen Betrachtungsräumen auf
- Der Betrachtungsraum Quickborn liegt mit 43 deutlich unter dem Kreisschnitt von 57
- Die übrigen Betrachtungsräume liegen zwischen 51 und 57 und damit in der Nähe bzw. auf Höhe des Kreisdurchschnitts, der Sonderraum Helgoland hat mit 35 noch einmal einen deutlich geringeren Wert
- Zentrale Informationen im Handlungsfeld sind die SGB II-Daten; hier liegen teilweise schon aktuelle Werte für Ende 2024 vor, die übrigen Werte werden für Ende 2023 ausgewiesen und sind entsprechend gekennzeichnet
- Die Arbeitslosenquote von Menschen mit SGB II-Bezug liegt Ende 2024 weiterhin bei 3,5 % (unverändert ggü. Vj.)
- Die Anzahl der Arbeitssuchenden im SGB II liegt dementsprechend auch weiter bei etwa 10.850 Personen (unverändert ggü. Vj.)
- Die Menschen in Bedarfsgemeinschaften haben sich Ende 2024 erneut erhöht auf etwa 22.950 (+ 250 ggü. Vj.)
- Weiterhin beziehen etwa 4.100 Familien Ende 2024 SGB II-Leistungen (unverändert ggü. Vj.)
- Der Anteil der Alleinerziehenden an den Familien mit SGB II-Leistungen Ende 2024 steigt auf 53,5 % (+1,9 % ggü. Vj.)
- Weiterhin etwa 7.800 Kinder und Jugendliche beziehen Ende 2024 SGB II-Leistungen (unverändert ggü. Vj.)
- Bei den Anteilswerten liegen aktuell nur die Daten für 2023 vor
- Für Ende 2023 liegt der Anteil der Menschen in Bedarfsgemeinschaften im Kreis bei 7,0 % (+ 0,1 % ggü. Vj.)
- Wie schon in den vergangenen Jahren ist der Anteil von Menschen in Bedarfsgemeinschaften in den Städten tendenziell höher als in kleineren Kommunen
- Kinderarmut, d.h. Kinder unter 15 Jahren im SGB II-Bezug im Verhältnis zu allen Kindern der Altersgruppe, steigt Ende 2023 auf 14,6 % (+0,4 % ggü. Vj.)
- Der Kreis Pinneberg liegt damit weiterhin über dem Bundeswert von 13,7 % (+ 0,6 % ggü. Vj.) und nun auch über dem Landeswert von 14,4 % (-0,2 % ggü. Vj.)
- Bei der Jugendarmut, also bei Jugendlichen zwischen 15 und unter 18 Jahren, sinkt der Wert im Kreis Pinneberg in 2023 leicht auf 11,6% (-0,2% ggü. Vj.)
- Im Bund mit 12,4% (+1,7% ggü. Vj.) und ebenso im Land mit 12,6 % (+1,8 % ggü. Vj.) sind deutliche Anstiege zu verzeichnen
- Ende 2023 erhalten etwa 2.550 Personen über 65 Jahre Grundsicherung im Alter (+ 250 ggü. Vj.)
- Das Verhältnis zu allen Personen über 65 Jahren, als Indikator für Altersarmut, sinkt minimal auf 3,5 % (-0,1 % ggü. Vj.)
- Der Landeswert bleibt bei 3,5 % (unverändert ggü. Vj.) und der Bundeswert steigt leicht auf 3,7 % (+0,2 % ggü. Vj.)
- Werte der Städte und Gemeinden im Kreis für die Indikatoren Kinderarmut, Jugendarmut und Altersarmut sind auch im digitalen Sozialbericht verfügbar
- Die Armutsgefährdungsquote, also der Anteil der Menschen die weniger als 60 % des Durchschnittseinkommens zur Verfügung haben, kann aufgrund statistischer Vorgaben nur für die schleswig-holsteinischen Randkreise um Hamburg ermitteln werden
- Die Armutsgefährdungsquote wird im südlichen Schleswig-Holstein mit 14,2 % angegeben (-0,2 % ggü. Vj.), der niedrigste Wert in Schleswig-Holstein
- Aufgrund der Abgabefristen der Steuererklärung liegen die Werte der Steuerstatistik mit etwa vierjähriger Verzögerung vor
- Das durchschnittliche Einkommen der steuerpflichtigen Einwohnenden steigt 2020 auf 47.531 Euro (+694 Euro ggü. Vj.)
- Das Medianeinkommen, also das Einkommen bei dem jeweils 50% oberhalb und unterhalb dieses Wertes liegen, wird mit 32.629 Euro angegeben und sinkt damit seit mehreren Jahren erstmals leicht (-122 Euro ggü. Vj.)
- Die Überschuldungsquote im Kreis Pinneberg sinkt in 2024 auf 7,17 % (-0,24 % ggü. Vj.)
- Auf Platz 172 liegt der Kreis über dem Durchschnitt aller 401 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland (14 Plätze besser ggü. Vj.)
- Hauptursachen für Überschuldung bleiben wie schon in den vergangenen Jahren Krankheit, Arbeitslosigkeit und längerfristiges Niedrigeinkommen
- Etwa 1.620 Beratungen fanden 2024 in den Schuldnerberatungsstellen im Kreis statt (-180 ggü. Vj.), insgesamt werden die Fälle als zunehmend komplexer mit vielen verschiedenen Krediten und multiplen persönlichen Problemlagen bewertet
- Die meisten Ratsuchenden sind Beschäftigte mit etwa 43 % (+5 % ggü. Vj.) und etwa 41% erhalten Lohnersatzleistungen aus dem SGB II, II oder XII (-3 % ggü. Vj.)
- Im Hinblick auf die Lebenssituation der Ratsuchenden sind 30 % alleinlebend (-4 % ggü. Vj.) und weitere 17 % alleinerziehend (-3 % ggü. Vj.)
- Die Schufa hat ihren Risiko- und Kredit-Kompass umgestellt, für den Kreis Pinneberg wird der Anteil von Personen mit einem harten oder weichen Negativmerkmal mit 7,4 % angegeben, der Kreis liegt damit landesweit im Mittelfeld, die Werte liegen hier zwischen 5,5 % und 15,5 %
- Verbraucherinsolvenzen im Kreis werden für 2023 mit 413 angegeben (+67 ggü. Vj.), wobei während der Pandemie die Meldepflicht teilweise noch ausgesetzt war
Quellenangaben
Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2023 // Schuldneratlas Creditreform 2024 // SCHUFA Kredit-Kompass 2024 // BIAJ 2023 // Kreis Pinneberg 2023 // Statistik Nord 2020, 2023 // Agentur für Arbeit 2023, 2024 // AWO Schuldnerberatung 2024
Die Sozialformel beschreibt auf Basis mehrerer Indikatoren die unterschiedlichen sozialen Verhältnisse und kann einen Wert zwischen 0 und 100 annehmen. Sie verdeutlicht nur Unterschiede innerhalb des Kreises. Im Betrachtungsraum Elmshorn bestehen besonders hohe soziale Herausforderungen, während diese im Betrachtungsraum Quickborn unterdurchschnittlich sind. Da der Kreisdurchschnitt deutlich über 50 liegt, haben besonders größere Kommunen höhere soziale Herausforderungen.
Die Kinderarmut setzt die Kinder im SGBII-Bezug zu allen Kindern ins Verhältnis. Erstmals seit Beginn der Sozialberichterstattung liegt der Wert des Kreises sowohl über dem Bundes- als auch dem Landesschnitt. Während sich die Werte von Bund und Land in den letzten Jahren eher leicht verringert haben, verzeichnet der Kreis den höchsten Wert seit 2017. Mehr als jedes 7. Kind wächst damit in armutsgefährdeten Verhältnissen auf.
Im Jahr 2025 gibt es keine Handlungsempfehlung aus dem Netzwerk der Sozialplanung für das Handlungsfeld Armut. Handlungsempfehlungen der Vorjahre bzw. für andere Handlungsfelder finden Sie hier .


Archiv
Hier finden Sie die Berichte dieses Handlungsfeldes der vergangenen Jahre als pdf-Dateien.